11 Wildkräuter-Wurzeln, die du im Winter sammeln kannst
Im Winter findet man nur noch wenige frische Wildpflanzen, die den kalten Temperaturen strotzen. Die meisten Pflanzen ziehen ihre Kräfte in die Wurzeln zurück, um den Winter zu überdauern. Bei einigen dieser Wurzeln lohnt sich das Graben, um ihre Vitalstoffe und Heilkräfte zu nutzen. In diesem Beitrag zeige ich dir einige meiner liebsten Wurzeln und beschreibe was du beim Sammeln und Verwerten beachten solltest.
Wurzeln im Winter ernten
Die Wurzeln der Wildkräuter enthalten viele gesunde Inhaltsstoffe und Heilkräfte, die unseren Körper stärken. Gerade im Winter schmecken sie sehr angenehm und oft milder als gedacht, während sie zur Blütezeit wieder holzig und ungenießbar werden.
Noch viel wichtiger als beim allgemeinen Sammeln von Wildkräutern, ist das richtige Bestimmen der Pflanzen. Dabei gilt es, dich vor Verwechslungen zu schützen und auch unnötiges Graben und Beschädigen von Pflanzen zu vermeiden. Wie die Pflanze im Winter in Erscheinung tritt, erfährst du am besten durch Beobachten der Standorte über das Jahr hinweg, denn nicht immer verrät abgestorbenes Pflanzenmaterial auch die gesuchte Pflanze.
Um deine Pflanzenkenntnisse auch in dieser Jahreszeit zu stärken, kannst du an Wildkräuterführungen teilnehmen und dir entsprechende Lektüre besorgen.
Am besten werden die Wurzeln im ersten Lebensjahr der Pflanzen entnommen, da die Kraft in dieser Zeit in der Wurzel gespeichert wird und die Wurzeln älterer Pflanzen holzig schmecken. Du kannst sie leicht mit einem Wurzelstecher oder bei größeren Wurzeln einer Grabegabel sammeln. Achte aber darauf, dass der Pflanzenbestand groß genug ist, damit sich die Spezies auch im Frühjahr wieder ausbreiten kann und ernte nur so viel, wie du auch verarbeiten kannst.
Achtung: Es gibt viele Pflanzen, die als besonders geschützt eingestuft werden, es ist zwar erlaubt Blätter, Blüten und Früchte dieser Pflanzen zu sammeln. Das Beschädigen von Wurzeln, Wurzelstöcken, Zwiebeln und Rosetten ist jedoch untersagt. Eine Liste findest du hier.
1. Nachtkerze
Überlieferungen zufolge wird die Wurzel der Nachtkerze auch “Schinkenwurz” genannt, da sie beim Kochen eine rötliche Farbe annimmt und so viel Kraft wie ein Stier besitzen soll. Sie enthält viel Stärke, Eiweiß und Mineralstoffe und wurde schon von den amerikanischen Ureinwohnern genutzt.
Die unterirdischen Triebe der Nachtkerze sind sehr ergiebig und fleischig und ihr Geschmack ist sehr mild, weshalb auch größere Mengen kulinarisch leicht verarbeitet werden können. Sie schmecken roh in Salate geraspelt, gekocht, in der Pfanne gebraten oder in Brotaufstrichen.
Die gelbblühende Abendblume, wie sie mancherorts genannt wird, steht auf trockenen und steinigen Böden. Du findest die Wurzeln junger Pflanzen schnell in der Nähe verblühter Exemplare, die durch ihre braunen Samenhülsen ihren Standort verraten. Im ersten Jahr bildet die Nachtkerze eng am Boden liegende Grundblätter aus, die in einer Rosette angeordnet sind. Die Spitzen der Blätter sind oft rötlich überlaufen und bilden eine deutlich weiße Mittelrippe aus.
2. Meerrettich
Meerrettich ist nicht nur eine Delikatesse, die kräftig scharfe Wurzel ist zudem gesund und stärkt das Immunsystem mit den enthaltenen Senfölglykoside. Sie ist reich an Vitamin C, Zink, Mangan, Kalium und vor allem Eisen.
Du findest die Wurzeln auf nährstoffreichen Lehmböden, oft in der Nähe von Gewässern. Erkennbar ist der Meerrettich an seinen großen länglichen, lang gestielten und leicht gewellten, unregelmäßig gezähnten Blättern, die aufrecht stehen. Wenn du die Blätter zerreibst, verrät dir der scharfe Geruch, dass es sich um Meerrettich handelt. Dadurch kannst du ihn von Ampferarten mit ähnlichem Wuchs unterscheiden.
Die Wurzel schmeckt intensiv kresseartig und kann roh zu Salaten geraspelt werden. Als Gemüse gekocht verliert er jedoch stark an Geschmack. Verwende zum Ernten am besten einen Spaten um den Wurzelstock zu teilen. So kann er im nächsten Jahr wieder austreiben.
Tipp: Die Wurzel des Meerrettich kannst du auch nutzen, um ein natürliches Antibiotikum herzustellen.
3. Knoblauchsrauke
Wie Meerrettich enthält die Wurzel der Knoblauchsrauke blutreinigende und antibakterielle Wirkstoffe und viel Vitamin C, aber auch reichlich Vitamin A und viele Mineralstoffe. Sie ist jedoch viel häufiger als der Meerrettich in freier Wildbahn anzutreffen. Knoblauchsrauke bevorzugt nährstoffreiche, humose Böden und kommt in schattigen Wäldern, auf Wegen und an Waldrändern vor.
Die Wurzeln schmecken milder als die des Meerrettichs, sie sind roh essbar und eignen sich am besten als Zugabe im Wintersalat. Ernte sie von Exemplaren im ersten Jahr, die rundlich gekerbte Blätter aufweisen. Anders als bei anderen Wildkräutern lassen sich die Wurzeln ohne Werkzeug mit den Händen leicht ausreißen.
4. Beinwell
Die Wurzeln des Beinwell errinnern stark an den Geschmack von Schwarzwurzeln und können ähnlich verarbeitet werden. Er kommt vorwiegend auf feuchten Standorten wie Gräben und nassen Wiesen vor. An seinen langen lanzettlichen und behaarten, rauhen Blättern ist er leicht erkennbar. Der Stengel ist kantig und am Rand geflügelt. Die Wurzeln können roh oder gekocht gegessen werden. Als Tee aufgegossen wirkt die Wurzel reinigend auf den Organismus. Zum Ernten verwendest du am besten einen Spaten oder eine Grabegabel, da die Wurzel im lehmigen Boden schwer herauszubekommen ist.
Du kannst aus der Wurzel des Beinwells aber auch eine Salbe herstellen, die bei Muskelschmerzen, Prellungen und Knochenbrüchen hilft.
Achtung: Schließe vor der Verarbeitung eine Verwechselung mit dem giftigen Fingerhut aus! Beinwell enthält Pyrrolizidinalkaloide, die leberschädigend sein können, daher sollten keine größeren Mengen verzehrt werden. Die Wurzel enthält im Frühjahr kurz vor der Blüte den höchsten und nach der Blüte ab Juli den geringsten Gehalt an Alkaloiden.
5. Rohrkolben
Die Rhizome der Rohrkolbenarten schmecken mild und süß, ähnlich wie Maronen. Sie enthalten mehr Fett und Protein als Mais und ihr Gehalt an Mineralien und Kohlenhydraten übertrifft den der Kartoffel. Früher wurden die Rhizome als Wildgemüse genutzt und in Notzeiten stellte man sogar Mehl zum Backen aus ihnen her. Sie sind sowohl roh als auch gekocht genießbar.
Rohrkolbenarten findet man vorwiegend in flachen Gewässern und ihre Rhizome kannst du das ganze Jahr über sammeln. Im Winter enthalten sie jedoch besonders viel Stärke. Erkennen kannst du sie leicht an ihren walzenförmigen, braunen Kolben. In unseren Breiten kommt vorwiegend der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) vor.
Hinweise: Beachte die jeweiligen Naturschutzbestimmungen deiner Region, da der Rohrkolben in einigen Regionen bedroht ist. Bevorzuge den Rohrkolben in Gewässern, die abseits von herkömmlich bewirtschafteten Äckern liegen, um das Risiko der Pestizidbelastung zu minimieren.
6. Löwenzahn
Die Wurzeln des Löwenzahns enthalten viel Vitamin A und B und sind reich an Mineralien wie Calcium, Kalium und Natrium. Ihre Bitterstoffe regen die Verdauung und den Gallenfluss an, der im Winter erhöhte Inulingehalt begünstigt die Vermehrung positiv wirkender Darmbakterien und die Aufnahme von Mineralien. Insbesondere in der kalten Jahreszeit schätze ich ihre antibakterielle und antimikrobielle Wirkung.
Die gezähnten und in einer dichten Rosette angeordneten Blätter des Löwenzahns sind auch im Winter leicht zu finden. Die Wurzeln schmecken als Gemüse gedünstet oder können zu schmackhaften Wildkräutersalaten hinzugefügt werden.
Die lange Pfahlwurzel des Löwenzahns kannst du leicht mit einem Wurzelstecher zu Tage fördern.
Tipp: Getrocknete Löwenzahnwurzeln eignen sich auch für einen belebenden Tee oder als Kaffeeersatz. Eine Löwenzahnwurzel-Tinktur hilft bei Verdauungsproblemen, wirkt reinigend und entgiftend.
7. Nelkenwurz
Nelkenwurz wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und besitzt viel Vitamin C. Das Kauen der Wurzel hilft bei Mundgeruch. Der Name der Nelkenwurz kommt nicht von ungefähr, ihre Wurzeln besitzen ein starkes Nelkenaroma, schmecken süßlich herb und eignen sich sehr gut für ein lange haltbares Gewürzpulver oder Kräutersalz. Wir benutzen sie auch um einen winterlichen Punsch aromatisch zu würzen.
In feuchten Laubwäldern kannst du sie an ihren unpaarig gefiederten Blättern sowie ihren vertrockneten, igelförmigen Samenstand leicht erkennen. Ihre Wurzeln sind leicht mit den Händen herauszuziehen. Klopfe die Erde gut von den vielen dünnen Trieben ab und wasche sie gründlich, bevor du sie weiterverarbeitest.
8. Große Klette
Die Wurzeln der Kletten sind weitaus dicker als bei vielen anderen Wildkräutern und somit sehr ergiebig. Dank des hohen Anteils an Ballaststoffen sind sie sehr sättigend. Die Wurzeln schmecken ähnlich wie die Schwarzwurzel. Neben vielen Mineralstoffen verfügen sie auch über antibiotische und blutzuckerreduzierende Eigenschaften.
Die Große Klette erkennst du auch im Winter an ihren kugeligen, mit ihren Widerhaken versehenen Samenkörben, die die kalten Monate überdauern. Zum Ausgraben der langen Pfahlwurzeln empfiehlt sich eine Grabegabel.
9. Disteln
Alle Wurzeln der Distelarten sind essbar, solange sie nicht verholzt sind. Ein Beispiel ist die Mariendistel, welche neben vielen Vitaminen und Mineralien stärkende und entgiftende Inhaltsstoffe zu bieten hat.
Die Wurzeln der Disteln sind ein leckeres Wildgemüse und erinnern im Geschmack an Schwarzwurzeln und Topinambur. Ich bereite sie gern roh im Salat und als gekochtes Gemüse zu. Die Wurzeln müssen gut geschält werden, da die Rinde faserig sein kann. Du kannst sie aber auch in Grünen-Smoothies verarbeiten und ihren Geschmack mit Früchten abmildern.
Bei der Ernte sind neben Wurzelstecher oder Grabegabel dicke Handschuhe zu empfehlen, da die Disteln sehr stachelig sind.
10. Engelwurz
Die Engelwurz (Angelica archangelica) verfügt über verdauungsfördernde Bitterstoffe, welche der Entstehung von Blähungen, Magenkrämpfen und Völlegefühl entgegenwirken. Dazu kommen immunstärkende Inhaltsstoffe und eine stimmungsaufhellende Wirkung, weshalb ihre Wurzeln gerade im Winter ein gesundes Nahrungsmittel sind.
Die Engelwurz bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Wiesen und Ufer. Durch ihre imposante Größe von zwei bis drei Metern sticht sie besonders hervor. Sie besitzt hohle gerillte Stängel mit bis zu dreifach gefiederten Blättern.
Ihre Wurzeln können wie Pastinaken zubereitet werden und schmecken süßlich und aromatisch. Für die Ernte der kräftigen Wurzel verwendest du am besten eine Grabegabel oder einen Spaten.
Du kannst die verdauungsfördernden Eigenschaften der Engelwurz auch für einen selbst gemachten Magenbitter verwenden. Du benötigst:
- 60 g Wurzeln der Engelwurz
- 1 TL Anis- oder Fenchelsamen
- 1 L Weißwein
- weithalsiges Gefäß
So bereitest du den Magenbitter zu:
- Wurzeln reinigen und fein schneiden.
- Die Wurzeln in das Gefäß füllen und die Samen hinzufügen.
- Zwei bis drei Wochen an einem kühlen, dunklen Ort ziehen lassen.
- Abfiltern und in einer dunklen Flasche aufbewahren.
Bei Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Magenkrämpfen oder Blähungen einen Esslöffel pro Tag einnehmen.
Achtung: Da Verwechslungsgefahr mit dem tödlich giftigen Wasserschierling besteht, ist besondere Achtsamkeit beim Sammeln und Bestimmen geboten. Zudem kann die Pflanze zu Hautreizungen und Lichtdermatitis führen und sollte daher mit Handschuhen geerntet werden.
11. Malve
Die Wurzeln der wilden Malve schmecken angenehm mild und besitzten entzündungshemmende und antibakterielle Inhaltsstoffe. Ich bereite junge Malvenwurzeln gern als Gemüsebelage zu oder nutze ihre andickende Wirkung in Suppen und Saucen.
Die Pflanze kann man auch im Winter an ihren wechselständigen, fünf-lappigen Blättern gut erkennen. Die Wurzel bekommt man mit einem Wurzelstecher leicht ausgehoben.
Tipp: Getrocknete und gepulverte Malvenwurzeln kannst du als Alternative zu Zahnpasta nutzen. Sie stärken das Zahnfleisch und schützen vor Infektionen im Mundraum.
Rezept für Wurzelsalat
Hast du Lust bekommen auf das Sammeln von wilden Wurzeln? Zum Schluss möchte ich dir noch ein einfaches Salatrezept mit auf den Weg geben. Mit diesem Wurzelsalat kombinierst du den würzigen Geschmack der Nachtkerze mit gesunden Bitterstoffen des Löwenzahns, während der Meerrettich angehme Schärfe liefert.
Du benötigst:
- 250 g Wurzeln der Nachtkerze
- 100 g Wurzeln vom Löwenzahn
- 50 g Wurzeln von Meerrettich oder Knoblauchsrauke
- 2 EL Zitronensaft
- 1 EL Zwiebeln
- 1 TL Pflanzenöl
- Salz
So bereitest du den Wurzelsalat zu:
- Wurzeln unter fließendem Wasser von Erde befreien.
- Schwer zu reinigende Stellen mit einem Messer entfernen oder großflächig schälen.
- In mundgerechte Stücke schneiden und in Salzwasser kochen bis sie bissfest sind.
- Die Wurzeln herausnehmen und abkühlen lassen.
- Aus den restlichen Zutaten eine Marinade herstellen, diese mit Salz abschmecken.
- Die Wurzeln mit der Marinade anrichten.
Du kannst den Wurzelsalat noch zusätzlich mit Blättern von essbaren Wildkräutern, die man auch im Winter findet nach Geschmack ergänzen.
Mehr über die Kraft der Wurzeln erfährst du in unserem Buchtipp:
Welche wilden Wurzeln bereitest du im Winter zu? Berichte uns in einem Kommentar unter diesem Beitrag!
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