Richtig räuchern mit Heilpflanzen – eine Einführung

Es gibt viele Gründe mit heimischen Pflanzen zu räuchern. Warum du es probieren solltest und wie du räucherst, erfährst du in dieser Einführung.

Das Räuchern ist fast überall auf der Welt seit Jahrtausenden eine wichtige Tradition. Archäologische Funde und andere Überlieferungen zeigen uns, dass es mit dem Räuchern etwas Besonderes auf sich hat. Darunter versteht man das Abglühen von pflanzlichen Materialien, um deren Duftstoffe freizusetzen. Verwendet werden getrocknete Blätter, Blüten, Stengel oder Wurzeln oder auch Harze bestimmter Pflanzen.

Es gab und gibt noch immer verschiedene Gründe für das Räuchern und auch unterschiedliche Vorgehensweisen. In diesem Beitrag gebe ich dir einen kurzen Abriss zum Thema Räuchern in der Weltgeschichte, beleuchte die Gründe, weshalb das Räuchern so interessant ist, und zeige dir vier einfache Methoden, wie du selbst räuchern kannst.

Die Geschichte des Räucherns

Weltweit weisen Funde und auch überlieferte Traditionen darauf hin, dass das Räuchern schon seit Jahrtausenden Bestandteil der menschlichen Kultur ist.

Im europäischen Raum haben zahlreiche archäologische Ausgrabungen belegt, dass die vorchristlichen Traditionen das Räuchern kannten. Häufig war es ein essentieller Teil kultischer Handlungen, zu jahreszeitlichen wie auch persönlichen Anlässen. Dazu gehörten Feierlichkeiten zu Jahreszeitenwechseln, Geburten und Todesfällen. In keltischen, germanischen und allemannischen Gräbern wurden Räucherwaren als Beigaben gefunden.

Im alten Testament finden sich Hinweise auf verschiedene Anwendungsgebiete: Wohlgeruch, Rauchopfer, Heilmittel, aber auch Parfümierung von Bekleidung und Räucherwaren als Zahlungsmittel. Das Christentum hat das Räuchern für religiöse Rituale übernommen, wie zum Beispiel die Verwendung von Weihrauch in Kirchen.

In Asien ist Räuchern zum Beispiel Teil der ayurvedischen Medizin. Aber auch in China, Tibet, Nepal oder Bhutan praktiziert man schon lange Räucherrituale mit unterschiedlichen Zielsetzungen: zum Heilen, für kosmetische Anwendungen oder religiöse Rituale.

Von den indigenen Völkern Süd- und Nordamerikas weiß man heute ebenfalls, dass das Räuchern zumindest ein wichtiger Bestandteil ihrer spirituellen Kulte war. Bei Völkern oder Stämmen, die sich erfolgreich gegen die Christianisierung gewehrt haben, sind diese alten Räucherzeremonien bis heute lebendig.

Es gibt viele Gründe mit heimischen Pflanzen zu räuchern. Warum du es probieren solltest und wie du räucherst, erfährst du in dieser Einführung.

Warum wird geräuchert?

Die Ziele beim Räuchern können sehr unterschiedlich sein. Den historisch sicher größten Stellenwert nehmen religiöse oder spirituelle Rituale ein. Dabei sollen die verräucherten Pflanzensubstanzen beispielsweise die Ahnen würdigen, Gottheiten milde stimmen oder die Sinneswahrnehmung der Teilnehmenden an einem Ritual stärken.

Auch der Einsatz von Rauch zur Desinfektion von Bekleidung und Räumen, insbesondere nach ansteckenden Krankheiten, hatte früher einen hohen Stellenwert. Ebenso wurden verschiedene Pflanzen zur Schädlingsbekämpfung und zum Vertreiben von Motten verräuchert.

Eine andere, immer noch sehr beliebte Anwendung von Räucherwaren ist der einfache Genuss der angenehmen Düfte und die Verbesserung der Raumluft. Ein angenehmer Nebeneffekt ist es wenn der Rauch Mücken fern hält, weshalb im Sommer gern Räucherspiralen aufgestellt werden.

Den Anlass zum Räuchern kannst du dir selbst wählen. Es können besondere Ereignisse und Übergänge in deinem Leben sein, wie etwa das Ende einer Ausbildung, der Beginn neuen Lebens, der Jahreszeitenwechsel, Weihnachten oder auch um den Alltag bewusst zeremoniell zu unterbrechen, immer dann wenn du Lust danach verspürst, etwas zur Ruhe zu kommen oder dich anzuregen.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist seit geraumer Zeit die Wirkung von Gerüchen auf unser psychisches und körperliches Wohlbefinden. Gerüche wirken nachweislich direkt auf unser Unbewusstes. Die Duftstoffe der Pflanzen, die ätherischen Öle, die wir beim Räuchern freisetzen, haben je nach Pflanze und Pflanzenteil bestimmte Wirkungen, von anregend bis beruhigend.

Man weiß inzwischen auch, dass Pflanzen mit Hilfe ihrer ätherischen Öle untereinander kommunizieren, Schädlinge abwehren oder Insekten als Helfer anlocken. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass auch wir Menschen für die Duftstoffe empfänglich sind. So können wir mit ihnen unser Wohlbefinden steigern, Krankheiten entgegenwirken, zu einer entspannten Atmosphäre beitragen, uns frisch und wach machen oder Zeremonien ergänzen.

Wie wird geräuchert?

Es gibt verschiedene Wege zu räuchern. Vier einfache Herangehensweisen stelle ich dir hier vor:

1. Räucherstäbchen

Die bequemste Methode ist die Verwendung von Räucherstäbchen. Die Qualität ist dabei aber sehr unterschiedlich und hängt sehr stark von der Qualität der verwendeten Stäbchen ab. Insbesondere Räucherstäbchen mit synthetischen Zusatzstoffen sollten gemieden werden. Alternativ kannst du Stäbchen oder Kegel selbst herstellen.

Da Räuchern immer mit Glut, also mit Feuer, zu tun hat, gilt es auch bei Räucherstäbchen die gebührende Vorsicht walten zu lassen. Brenne die Stäbchen sicherheitshalber in einer speziellen Halterung ab.

2. Räuchern auf Kohlen

Es gibt auch Räucherkohlen auf denen das Räuchergut verglühen kann. Neben getrockneten Pflanzen können so auch Harze geräuchert werden. Du benötigst dafür:

  • Räucherkohle, zum Beispiel diese
  • ein feuerfestes Gefäß, gefüllt mit Sand
  • das Material, das du räuchern möchtest

Es gibt viele Gründe mit heimischen Pflanzen zu räuchern. Warum du es probieren solltest und wie du räucherst, erfährst du in dieser Einführung.

Beachte, dass du beim Räuchern das Pflanzenmaterial nicht verbrennst und es nicht unbeobachtet lässt! Vielmehr soll es langsam durch Hitze zerfallen und dabei seine wertvollen Düfte abgeben. Das erreichst du, indem du die Räucherkohle zunächst anzündest und sie auf den Sand in deinem Räuchergefäß legst. Nun wartest du, bis sich eine gleichmäßige graue Ascheschicht an der Oberfläche gebildet hat. Darunter glüht die Kohle weiter. Du kannst das Pflanzenmaterial auf die Ascheschicht der Kohle legen und eine langsame Verräucherung kann beginnen.

3. Räucherstövchen

Mit einem Räucherstövchen verglühen die Pflanzen auf einem Sieb über einem Teelicht, ohne einen Kohlegeruch zu verbreiten. Auf einem kleinen Metallplättchen, dass auf das Sieb gelegt wird, kannst du alternativ den Duft von Harzen verströmen.

Es gibt viele Gründe mit heimischen Pflanzen zu räuchern. Warum du es probieren solltest und wie du räucherst, erfährst du in dieser Einführung.

4. Räuchersticks

Schließlich gibt es noch die schöne Möglichkeit, eng gewickelte Pflanzenbündel direkt zu verräuchern, ganz ohne Kohle. Dabei werden die gut getrockneten Bündel angezündet, die Flamme aber gleich wieder gelöscht, so dass die Spitzen noch glühen. Bewegt man das Bündel, den sogenannten Stick, vorsichtig hin und her, bekommt die Glut Luft und der Rauch entsteht. Wie du aus Salbei einen solchen Stab (oder Smudge) machst, erfährst du hier. Genauso kannst du auch andere großblättrige Pflanzen gebündelt trocknen und zum Räuchern verwenden. Auch der zum Räuchern sehr beliebte Beifuß eignet sich dafür.

Es gibt viele Gründe mit heimischen Pflanzen zu räuchern. Warum du es probieren solltest und wie du räucherst, erfährst du in dieser Einführung.

Was kann ich räuchern?

Welches Pflanzenmaterial du verräucherst ist ganz davon abhängig, was du bezwecken möchtest und natürlich, welcher Geruch dir zusagt. Grundsätzlich solltest du nur Pflanzen verwenden, die du sicher bestimmen kannst und keine Giftstoffe enthalten.

Auch beim Räuchern gilt: Regional ist erste Wahl. Es gibt im Handel unterschiedliche Pflanzenmaterialien als Räucherwerk zu kaufen und auch viele exotische Gewürze eignen sich zum Räuchern, sie haben jedoch oft eine weite Reise hinter sich. Dabei eignen sich auch viele regionale Gewürze und Heilpflanzen, die direkt vor der Haustür wachsen und leicht getrocknet werden können.

Geeignet sind die unterschiedlichsten Pflanzenmaterialien: von getrockneten Blättern und Blüten, bis zum Holz mancher Bäume und ausgewählten Wurzeln. Nadelbäume liefern wunderbar duftende Harze, Nadeln oder kleine Rindenstücke, die du beim Waldspaziergang sammeln kannst. Achte wie beim Kräutersammeln jedoch darauf, keine Materialien an stark befahrenen Straßen zu sammeln, da durch das Räuchern auch aufgenommene Schadstoffe in die Luft gelangen.

Wenn du etwas mit den Pflanzen experimentierst, findest du schnell heraus, welche Wirkung sie auf dich haben. So kannst du je nach Anlass und Stimmung die passende Pflanze für dich wählen.

Wenn ich dich neugierig auf das Räuchern gemacht habe und du mehr darüber erfahren möchtest, kann ich dir diese Bücher empfehlen:

Räucherstoffe – Der Atem des Drachens

Christian Rätsch

72 Pflanzenporträts - Ethnobotanik, Rituale und praktische Anwendungen Mehr Details zum Buch

Erhältlich bei: Amazonecolibri


Welche Pflanzen räucherst du am liebsten? Berichte uns in einem Kommentar unter diesem Beitrag!

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3 Kommentare
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  1. Es würde mich interessieren wie es mit dem Feuer – Alarm ist ?
    Geht dieser nicht los beim Räuchern ?

    Antworten
    • Hallo Kabel,
      interessante Frage. Ich räuchere schon seit 15 Jahren und habe in der Wohnung damit noch nie den Rauchmelder ausgelöst. Dafür ist die Rauchentwicklung vermutlich zu gering (natürlich gemessen an meinem Wohnraum). Solltest du eine Alternative suchen, dann empfehle ich das sanfte Verdampfen von Räucherstoffen über einem Stövchen. Weil die Kräuter und Harze nicht verbrennen, entsteht kein Qualm.
      Liebe Grüße
      Dennis

  2. Kay Lorenz

    “Im europäischen Raum haben zahlreiche archäologische Ausgrabungen belegt, dass die vorchristlichen Traditionen das Räuchern kannten.” Ich möchte zu diesen Thema mehrere Aufsätze schreiben. Können Sie mir bitte Links oder Nachweise zu diesen Ausgrabungen zeigen wo Räuchermaterialien gefunden wurden! MfG Danke

    Antworten

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