Grundwissen Teemischungen
Wie du ausgewogene, wirksame und harmonische Kräutertees komponierst
Eine Teemischung ist mehr als die Summe ihrer einzelnen Kräuter. Wenn du verschiedene Pflanzen sinnvoll kombinierst, entsteht ein Zusammenspiel ihrer Wirkstoffe (insbesondere sekundären Pflanzenstoffe), Aromen und Eigenschaften – eine Art pflanzlicher „Akkord“, der bestimmte gesundheitliche Ziele stärker und zugleich verträglicher unterstützt als ein einzelnes Kraut allein. Damit deine Mischungen zuverlässig wirken und gleichzeitig gut schmecken, hilft es, ein paar Grundprinzipien zu kennen.
Warum mischen?
Es gibt drei Hauptgründe, warum Teemischungen oft sinnvoller sind als Einzeltees:
1. Synergien:
Viele Pflanzen ergänzen sich in ihrer Wirkung. Ein schleimlösender Tee wird zum Beispiel wirksamer, wenn du ihn mit einem entzündungshemmenden oder krampflösenden Kraut kombinierst.
2. Verträglichkeit:
Starke Heilkräuter werden milder und sanfter, wenn du sie mit neutralen oder harmonisierenden Pflanzen ergänzt.
3. Geschmack:
Eine Mischung kann intensiven oder ungewohnten Geschmäckern die Schärfe nehmen und zu einem angenehmen, runden Tee führen.
Die Grundrollen einer Teemischung
Bei den meisten Kräutermischungen bewährt es sich, in drei Rollen oder Ebenen zu denken. Sie helfen dir, Kräuter bewusst auszuwählen und eine klare „Wirkungsarchitektur“ zu schaffen.
1. Leittees (Wirkträger)
Das sind die Kräuter, die den Hauptzweck der Mischung bestimmen.
Sie liefern die stärkste Wirkung – zum Beispiel gegen Reizhusten, Magenbeschwerden oder Einschlafprobleme.
Typische Beispiele:
- Thymian bei Husten
- Kamille bei Entzündungen
- Pfefferminze bei Verdauungsbeschwerden
- Weißdorn für Herz & Kreislauf
Sie machen häufig 40–60 % der Mischung aus.

2. Begleitkräuter (Unterstützer)
Diese Pflanzen verstärken oder ergänzen die Hauptwirkung und erhöhen oft die Verträglichkeit.
Sie können entzündungshemmend, krampflösend, beruhigend oder tonisierend wirken – je nachdem, wofür deine Mischung gedacht ist.
Typische Beispiele:
- Spitzwegerich als milder Schleimhaut-Beruhiger
- Melisse zur Nervenentspannung
- Mädesüß als sanft entzündungshemmendes Begleitkraut
- Brennnessel zur Stoffwechselunterstützung
Sie machen meist 20–40 % der Mischung aus.

3. Aromatees (Harmonierer)
Diese Kräuter dienen vor allem dem Geschmack und der Abrundung.
Sie sorgen dafür, dass die Mischung nicht nur wirkt, sondern auch gerne getrunken wird.
Typische Beispiele:
- Zitronenmelisse
- Verbenenarten
- Hibiskus
- Rosenblüten
- Orangenschale
Sie liegen häufig bei 10–30 % der Mischung.
Natürlich kannst du diese Grenzen flexibel handhaben – sie dienen nur der Orientierung.
Wie entsteht eine gute Mischung?
Hier ist ein einfaches, bewährtes Vorgehen, das du für alle Teemischungen anwenden kannst:
Schritt 1: Ziel festlegen
Wofür soll die Mischung wirken?
Atemwege, Verdauung, Schlaf, Nerven, Frauenleiden, Immunsystem?
Je präziser dein Ziel, desto besser wird die Mischung.
Schritt 2: 1–2 Leittees auswählen
Sie sollten die Hauptwirkung zuverlässig tragen.
Zu viele starke Kräuter mindern oft die Verträglichkeit.
Schritt 3: 1–3 Begleitkräuter auswählen
Sie ergänzen die Hauptwirkung – etwa schleimlösend + entzündungshemmend + beruhigend.
Schritt 4: 1–2 Aromatees hinzufügen
Sie runden die Mischung ab.
Aroma ist wichtig, denn die meisten Teetherapien wirken über mehrere Tassen am Tag – da zählt Genuss.
Schritt 5: Verhältnis festlegen
Eine klassische Orientierung:
- 50 % Leittees
- 30 % Begleiter
- 20 % Aroma
Du kannst die Mischung natürlich auch anpassen, wenn Kräuter sehr mild oder sehr kräftig sind.
Schritt 6: Testen und Anpassen
Geschmack und Wirkung variieren je nach Ernte, Lagerung und individuellen Bedürfnissen.
Scheue dich nicht, kleinere Anpassungen vorzunehmen.
Mischen nach Wirklogik
Besonders bewährt haben sich Mischungen, die funktionale Achsen nutzen:
Atemwege: schleimlösend + entzündungshemmend + antiviral + entspannend
(z. B. Thymian + Spitzwegerich + Holunder + Melisse)
Magen & Darm: krampflösend + entzündungshemmend + beruhigend
(z. B. Fenchel + Kamille + Melisse)
Schlaf & Nerven: sedierend + entspannend + aromatisch
(z. B. Baldrianwurzel + Hopfen + Zitronenverbene)
Immunsystem & Erkältung: schweißtreibend + antiviral + schleimlösend
(z. B. Lindenblüten + Holunder + Thymian)
Frauenbeschwerden: krampflösend + hormonell regulierend + beruhigend
(z. B. Frauenmantel + Schafgarbe + Melisse)
Diese Kombinationsprinzipien dienen dir später auch beim Entwickeln eigener Rezepte.

Praktische Tipps für deine eigenen Mischungen
- Arbeite mit Volumen, nicht Gewicht:
Da Kräuter sehr unterschiedlich wiegen, mischst du am besten mit EL bzw. „Teile“ statt Gramm. - Fein zerkleinern erst kurz vor Gebrauch:
So bleiben ätherische Öle und Aromen besser erhalten. - Mischungen trocken, dunkel und luftdicht lagern.
- Mischungen mit Wurzeln oder Rinden separat behandeln:
Sie benötigen meist längere Ziehzeiten oder Abkochungen (Decoct). - Aromatische Kräuter obenauf:
So entfaltet sich das Duftprofil schon beim Öffnen. - Mischungen klar beschriften:
Datum, Bestandteile, Anwendungsgebiet. - Nicht zu viele Kräuter:
4–6 Zutaten reichen völlig.
Zu viele Pflanzen machen die Mischung oft unspezifisch und geschmacklich unruhig.
Fazit
Eine gute Teemischung vereint Wirkung, Verträglichkeit und Geschmack. Wenn du weißt, welche Pflanzen welche Rollen übernehmen können und wie sie sich ergänzen, kannst du gezielt auf Beschwerden eingehen oder Mischungen für Genuss und Wohlbefinden kreieren. Mit etwas Erfahrung wirst du bald intuitiv erkennen, welche Kräuter zusammenpassen – und deine eigene, persönliche Tee-Apotheke entsteht.
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Vielen lieben Dank für diese tollen Infos. Werde meine Teemischungen jetzt nochmal mit anderem Auge betrachten.