Echtes Johanniskraut

Johanniskraut wird seit Jahrhunderten wegen seiner stimmungsaufhellenden und nervenstärkenden Wirkung geschätzt. Vor allem bei leichten bis mittelschweren Depressionen, nervöser Unruhe oder Schlafstörungen findet es Anwendung – oft als Tee, Tinktur oder in Kapselform. Äußerlich wirkt Johanniskrautöl wundheilend, entzündungshemmend und schmerzlindernd, z. B. bei Prellungen, Sonnenbrand oder Muskelverspannungen.
Herkunft, Geschichte und Bedeutung
Der botanische Name lautet Hypericum perforatum, im Volksmund kennt man es als Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu, Herrgottsblut oder auch Sonnwendkraut. Es gehört zur Familie der Hypericaceae.
Johanniskraut ist in Europa, Asien und Nordafrika heimisch und wurde bereits in der Antike von dem griechischen Arzt Hippokrates als Heilmittel eingesetzt. Der Name verweist auf den Johannistag am 24. Juni, rund um den die Pflanze zu blühen beginnt – ein Hinweis auf ihre enge Verbindung zur Sommersonnenwende und zum Licht.
Hildegard von Bingen urteilte über Johanniskraut nur kurz: “Die Pflanze ist kalt und ein gutes Viehfutter; zu Arzneien ist sie nicht zu gebrauchen.” Bei Paracelsus wiederum nahm das Kraut eine hervorragende Stellung ein: Er berichtet, es verjage die Würmer, heile Wunden, Beinbrüche und alle Formen von Quetschungen. Darüber hinaus empfahl er es gegen Besessenheit, Hexerei und Melancholie.1
In der Ernährung
Zwar wird Johanniskraut nicht als klassisches Küchenkraut genutzt, dennoch lassen sich einige Teile kulinarisch verwenden. Junge Blätter oder Knospen kannst du Wildkräutersalaten beigeben. Auch als Zutat in Wildkräuterlimonade sorgt es für eine leicht bittere, aber interessante Note. Johanniskraut passt auch hervorragend zu Kräuterquark.
Das gesamte blühende Kraut kannst du für die Herstellung von Würzölen verwenden.
Nicht zuletzt eine hübsche essbare Dekoration sind die zart süßlichen Blüten auf rohen und gekochten Speisen.
Wichtige Inhaltsstoffe sind unter anderem Flavonoide, Gerbstoffe, Hypericin und Hyperforin. Vor allem letztere sind medizinisch bedeutsam. In der Ernährung liefern die Blätter zudem etwas Vitamin C und antioxidative Polyphenole.
Anwendungen zur Heilung
Medizinisch anerkannt ist Johanniskraut vor allem bei leichten depressiven Verstimmungen. Studien zeigen, dass standardisierte Extrakte mit ausreichend hohem Gehalt an Hyperforin und Hypericin ähnlich wirksam sein können wie synthetische Antidepressiva – und das bei deutlich besserer Verträglichkeit.2 3 Mittlerweile wurde das Johanniskraut in das Deutsche Arzneibuch (DAB) aufgenommen.4 Die wirksamen Inhaltsstoffe, insbesondere Hypericin, Hyperforin sowie Flavonoide, wirken stimmungsaufhellend, angstlösend, entzündungshemmend und antibakteriell. In der Volksheilkunde kommt Johanniskraut zudem bei Schlafstörungen, nervösem Magen, Erschöpfung und Hautproblemen zum Einsatz..5
Es hat auch eine anregende Wirkung auf die Sexualorgane und macht diese sensibler und empfindsamer.
Wichtig zu wissen: Die Dosierung frei verkäuflicher Johanniskraut-Präparate variiert stark. Viele Produkte enthalten nur geringe Mengen an Extrakt und erzielen daher nicht die in Studien nachgewiesene Wirkung. Hochdosierte Präparate sind verschreibungspflichtig und müssen von einem Arzt verordnet werden.
Äußerlich hilft das sogenannte „Rotöl“ bei Prellungen, Sonnenbrand, Muskelverspannungen und kleinen Wunden. Aufgrund seiner durchblutungsfördernden und entzündungshemmenden Wirkung wird es gerne zur Hautpflege oder Massage verwendet.
Vorsicht: Johanniskraut kann die Lichtempfindlichkeit erhöhen, Meide am besten direkte Sonneneinstrahlung nach innerlicher Einnahme – vor allem wenn du helle Haut hast. Zudem kann es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen (z. B. Antibabypille, Blutverdünner, Antidepressiva). Vor der Einnahme sollte eine ärztliche Rücksprache erfolgen.6
Johanniskrauttee
Der Tee wird aus dem blühenden Kraut gekocht. Dafür werden zwei Teelöffel des frischen oder getrockneten Krautes in einen Liter kaltes Wasser gegeben. Das Wasser mit dem Johanniskraut einmal kurz aufkochen und dann sofort abseihen. Die Tagesdosis sollte nicht mehr als drei Tassen betragen.
Johanniskrauttee wird in der Volksmedizin bei bei nervlicher Erschöpfung, Stimmungstiefs, Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen nach einer Gehirnerschütterung, bei Krämpfen, Blutarmut und Problemen der Leber getrunken. Zur Erholung nach schweren Krankheiten wird Johanniskrauttee zur Rekonvaleszenz empfohlen.
In Schlaf- und Beruhigungstees ist Johanniskraut eine wichtige Zutat.
Äußerlich kann der Tee genauso wie Johanniskrautöl angewandt werden, jedoch ist das Öl stärker in der Heilkraft.
Heilsame Rezepte mit Johanniskraut und weiteren Garten- und Wildkräutern findest du auch in unserem Buchtipp:
Johanniskrautöl
Wenn man die Blüten des Johanniskrauts zwischen den Fingern verreibt, tritt ein roter Saft aus. Dieser kommt aus den Öldrüsen und enthält Hypericin, welches für die Rotfärbung verantwortlich ist und in der Medizin als Antidepressivum eingesetzt wird.
Johanniskrautöl, auch Rotöl genannt, unterstützt die Erneuerung des Gewebes und wird bei Verbrennungen, Sonnenbrand, Wunden, Zahnschmerzen und Entzündungen der Haut angewendet. Als linderndes Einreibemittel findet es auch bei Ischiasschmerzen, Verstauchung, Nervenschmerzen, Hexenschuss und Kreuzschmerzen Verwendung.7
Hier erfährst du, wie du Johanniskrautöl ganz einfach selbst herstellen kannst. Du kannst das Öl auch nutzen, um eine heilende Johanniskraut-Salbe herzustellen.
Johanniskrauttinktur
Johanniskrauttinktur wird bei denselben Beschwerden angewendet wie der Tee.
Sie ist leicht selbst herzustellen:
- Das blühende Kraut sammeln
- Blüten und Blätter vom Stengel streifen und in ein dunkles Glas geben
- Mit 45-prozentigem Alkohol auffüllen, so dass das gesamte Kraut bedeckt ist
- Verschließen und an einem mäßig warmen Ort stehen lassen
- Ab und zu schütteln
- Nach vier Wochen abseihen und in eine dunkle Tropfflasche gießen
- Bei Bedarf dreimal täglich 20 Tropfen einnehmen
Zu gleichen Teilen mit Wasser verdünnt kann die Tinktur auch äußerlich bei kleinen Wunden, Pickeln und Insektenstichen angewendet werden.
Eine detaillierte Anleitung zur Herstellung der Johanniskraut-Tinktur findest du hier.
Erkennung und Sammeltipps
Johanniskraut wird 30-80 cm hoch und wächst an sonnigen, warmen Orten. Auf Wiesen ist es eine Zeigerpflanze für Magerkeit.
Es gibt verschiedene Johanniskrautarten. In diesem Beitrag ist vom Tüpfeljohanniskraut die Rede, welches die stärksten Heilkräfte besitzt. Die anderen Sorten sind ebenfalls ungiftig, aber um einiges schwächer in der Heilwirkung. Tüpfeljohanniskraut unterscheidet sich durch die zwei Längskanten im Stengel, alle anderen Arten haben vier Kanten. Die Längskanten sind nur bei genauem Hinschauen zu erkennen, aber man kann sie recht gut ertasten.
- Der oft rot überlaufene Stengel ist sehr hart und fest, daher sollte für die Ernte eine Schere genutzt werden, um die Wurzel nicht auszureißen.
- Er besitzt zwei Längskanten, die besonders gut am unteren Stengel zu ertasten sind.
- Der im oberen Teil verzweigte Stengel ist mit Mark gefüllt, andere Johanniskrautarten haben einen hohlen Stengel.
- Die Blätter sind oval, haben einen glatten Rand und werden nur 1-2 cm groß.
- Sie sind stiellos und sitzen gegenständig am Stengel.
- Wenn man die Blätter gegen das Licht hält, kann man die vielen kleinen Öldrüsen erkennen, die wie Nadelstiche aussehen.
- Die Blüten sind goldgelb und etwa 1-2 cm groß.
- Beim Zerreiben der Blüten tritt ein roter Saft hervor.
Als beste Sammelzeit für das Johanniskraut galt früher die Zeit der Sonnenwende, vom 21.-24. Juni.
Anbautipps
Du kannst Johanniskraut gut im Garten oder Topf anbauen. Es ist mehrjährig und liebt sonnige, trockene Standorte. Auch mag es durchlässige, eher magere Böden. Staunässe verträgt es nicht. Die kleinen Samen im Frühjahr in Töpfe säen. Bestreue sie nur leicht mit Erde. Nachdem die Pflänzchen 5-10 cm groß sind, kannst du sie ins Beet setzen.
Im Topf sollte Johanniskraut regelmäßig, aber sparsam gegossen werden. Gedüngt wird idealerweise gar nicht oder mit Kompost. Die Ernte der Blüten erfolgt an trockenen, sonnigen Tagen rund um den Johannistag – dann ist die Konzentration der Wirkstoffe am höchsten.
- Die heilende Kraft der Natur: Heilpflanzen und -kräuter entdecken, verstehen und nutzen mit natürlichen Anwendungen für Gesundheit und Vitalität : Landgraf, Christine: Amazon.de: Books. (o. D.) ↩︎
- Ng, Q. X., Venkatanarayanan, N. & Ho, C. Y. X. (2017). Clinical use of Hypericum perforatum (St John’s wort) in depression: A meta-analysis. Journal Of Affective Disorders, 210, 211–221. ↩︎
- Apaydin, E. A., Maher, A. R., Shanman, R., Booth, M. S., Miles, J. N. V., Sorbero, M. E. & Hempel, S. (2016). A systematic review of St. John’s wort for major depressive disorder. Systematic Reviews, 5(1). ↩︎
- BfArM – Risikoinformationen – Johanniskrauthaltige Arzneimittel zur innerlichen Anwendung: Anpassung an die europäisch harmonisierten Monografien zu Johanniskraut. (o. D.). BFARMWEB. ↩︎
- Nijveldt, R. J., Van Nood, E., Van Hoorn, D. E., Boelens, P. G., Van Norren, K. & Van Leeuwen, P. A. (2001b). Flavonoids: a review of probable mechanisms of action and potential applications. American Journal Of Clinical Nutrition, 74(4), 418–425. ↩︎
- Ernst, E., Rand, J. I., Barnes, J. & Stevinson, C. (1998). Adverse effects profile of the herbal antidepressant St. John’s wort ( Hypericum perforatum L.). European Journal Of Clinical Pharmacology, 54(8), 589–594. ↩︎
- Wölfle, U., Seelinger, G. & Schempp, C. (2013). Topical Application of St. Johnʼs Wort (Hypericum perforatum). Planta Medica, 80(02/03), 109–120. ↩︎
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Aufrechte, gelb blühende Staude mit durchscheinend punktierten Blättern
- Lateinischer Name
- Hypericum perforatum
- Andere Namen
- Blutkraut, Bockskraut, Elfenblut, Hartheu, Herrgottsblut, Jesuwundenkraut, Johannisblut, Sonnwendkraut, Teufelsfluchtkraut, Tüpfeljohanniskraut, Wundkraut, Gartheil, Hartenaue, Mannskraft, Frauenkraut
- Familie
- Johanniskrautgewächse (Hypericaceae)
- Erntemonate
- Apr - Aug
- Verwendbare Pflanzenteile
- Blätter, Blüten, Triebe
- Blattform
- länglich eiförmig, oval
- Blütenfarbe
- gelb
- Fundorte
- Magere Wiesen, Wegränder, Steinbrüche
- Verwechslungsgefahr
- Mit anderen Hartheu-Arten
- Giftigkeit
- ungiftig
- Hinweise zur Giftigkeit
- lichtsensibilisierend
- Warnungen
- Wechselwirkungen mit Medikamenten beachten
- Inhaltsstoffe
- Anthocyane, ätherische Öle, Beta-Sitosterol, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Harz, Hyperforin, Hypericin, Hyperinrot, Myristinsäure, Phytosterole, Stearin, Taraxasterol, Violaxanthin
- Eigenschaften
- abschwellend, beruhigend, blutbildend, entzündungshemmend, erneuernd, krampflösend, schmerzstillend, stimmungsaufhellend, wundheilend
- Hilft bei
- Angstzustände, Bauchschmerzen, Bettnässen, Depressionen, Geschwüre, Hautentzündungen, Hexenschuss, Insektenstiche, Ischias, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Lernstörungen, Nervenentzündungen, Nervenschmerzen, prämenstruelles Syndrom, Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Sonnenbrand, Verbrennungen, Verstauchung, Wechseljahresbeschwerden, Wetterfühligkeit, Wunden, Zahnschmerzen
- Erkennung / Sammeltipps
- Blätter gegen das Licht halten, Blüten zerreiben – roter Farbstoff
- Anbau
- Sonnenliebend, anspruchslos, winterhart