Räuberessig ansetzen: So gelingt dir dein eigener Vier-Diebe-Essig

Der sogenannte Räuberessig, auch bekannt als Vier-Diebe-Essig, Essig der vier Diebe oder Pestessig, ist ein altes Hausmittel mit einer spannenden Geschichte. Seine Ursprünge reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück, wo er der Überlieferung nach von vier Dieben verwendet wurde, um sich vor der Ansteckung mit der Pest zu schützen.
Bis heute wird dieser aromatische Kräuteressig, der auch unter dem Namen “Vinaigre des Quatre Voleurs” bekannt ist, in der Naturheilkunde geschätzt. Der Extrakt wird äußerlich zur Hautpflege, Desinfektion oder zur Förderung der Durchblutung angewendet und kommt sogar als natürlicher Haushaltsreiniger oder zur Insektenabwehr zum Einsatz. Mit wenigen Zutaten kannst du ihn einfach selbst herstellen.
Die Geschichte des Räuberessigs
Seine Bekanntheit erlangte der Räuberessig im Europa des 17. Jahrhunderts, als die Pest vielerorts wütete. Einer Legende zufolge nutzten vier Diebe während einer Epidemie in Frankreich eine Mischung aus Essig und kräftigen Heilkräutern, um sich vor der Ansteckung zu schützen, während sie die Häuser von Pestopfern plünderten.
Als man sie schließlich ergriff, sollen sie im Austausch für Strafmilderung ihr Rezept preisgegeben haben. Auch wenn diese Geschichte nicht eindeutig belegt ist, hielt sich der Mythos über Jahrhunderte und machte den Essig der Vier Diebe zu einem der bekanntesten Hausmittel der Volksmedizin.
Traditionell wurde Räuberessig äußerlich angewendet, etwa als Einreibung oder Waschung zur Desinfektion von Haut und Händen. Des Weiteren benutzte man ihn, um Räume zu reinigen oder die Luft zu klären, indem man ein mit dem Essig getränktes Tuch vor das Gesicht hielt.
In der Volksheilkunde glaubte man, dass die ätherischen Öle und Bitterstoffe der verwendeten Kräuter keimtötend, stärkend und schützend wirkten. Besonders Rosmarin, Thymian, Salbei, Lavendel und Knoblauch galten als heilkräftig und stärkend für das Immunsystem.
Pestessig selber machen
Für diesen klassischen Kräuterauszug mit Essig brauchst du nur wenige, natürliche Zutaten. Mit folgender Mischung bereitest du deinen eigenen Räuberessig ganz einfach selbst zu.
Benötigte Zutaten:
- 1 L naturtrüber Apfelessig
- 1 EL getrockneter oder 2 Zweige frischer Rosmarin
- 1 EL getrockneter oder 2–3 Zweige frischer Thymian
- 1 TL getrockneter oder 1 Zweig frischer Wermut
- 1 EL getrockneter oder 2–3 Zweige frischer Salbei
- 1 EL getrocknete oder frische Lavendelblüten
- 3–4 Knoblauchzehen, geschält und leicht angedrückt
- 1 TL Wacholderbeeren, leicht zerdrückt
- 1 TL schwarze Pfefferkörner
- 2–3 Gewürznelken
- Schale einer unbehandelten Zitrone
Traditionell gehört auch Weinraute mit in den Pestessig. Allerdings ist sie hierzulande nicht wild zu finden, denn ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt am Mittelmeer. Wenn du die Weinraute im Garten angesiedelt hast, kannst du sie natürlich für den Räuberessig verwenden oder auf getrocknete Pflanzenteile zurückgreifen.
Zubereitung des Räuberessigs
Benötigte Zeit zum Ansetzen: 10 Minuten
So einfach gelingt dir dein Räuberessig:
- Essig ansetzen
Alle Zutaten in ein großes, sterilisiertes Schraub- oder Bügelglas geben und mit dem Apfelessig übergießen.
- Ziehen lassen
An einem kühlen, dunklen Ort für zwei Wochen ziehen lassen. Dabei gelegentlich leicht schütteln.
- Abseihen
Nach der Ziehzeit den Essig durch ein Tuch abseihen und in dunkle Glasflaschen umfüllen.
Den fertigen Pestessig solltest du in einer gut verschlossenen Glasflasche an einem kühlen, dunklen Ort lagern, zum Beispiel in der Speisekammer oder im Kühlschrank. So bleibt er mehrere Monate haltbar, in der Regel etwa sechs bis zwölf Monate. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass keine Verunreinigungen in die Flasche gelangen, damit sich keine unerwünschten Keime bilden.
Räuberessig anwenden
Räuberessig eignet sich hervorragend für die äußerliche Anwendung zur Hautpflege, zur Erfrischung oder zur Unterstützung bei Erkältungsbeschwerden. Zudem wirkt er durchblutungsfördernd, antibakteriell und leicht desinfizierend. Darüber hinaus hat er sich besonders in Form von Umschlägen, Einreibungen oder als belebender Guss bewährt.
Für die Anwendung wird der Essig immer mit Wasser verdünnt, da er pur zu stark für die Haut sein kann. Ein gutes Mischverhältnis ist 1 Teil Kräuteressig auf 3 bis 5 Teile Wasser – je nach Hautempfindlichkeit und gewünschter Intensität.
Besonders an heißen Tagen oder bei Erschöpfung kannst du Arme, Nacken oder Beine mit der verdünnten Lösung abreiben oder betupfen. Dadurch wird der Kreislauf angeregt und der Essig kühlt angenehm.
Für ein Fußbad gegen müde und schwere Füße wird ein Liter des verdünnten Räuberessigs ins Fußbad gegeben. Dabei beträgt die optimale Zeit für ein Fußbad 15 Minuten. Nach der Anwendung solltest du dich warm halten oder bei Erschöpfung kurz ruhen.
Achte darauf, den Essig nicht auf offene Wunden oder stark gereizte Haut aufzutragen. Bei sehr empfindlicher Haut empfiehlt sich ein vorheriger Test an einer kleinen Stelle.
Innerliche Anwendung
Traditionell wurde Räuberessig auch innerlich als Stärkungsmittel und zur Vorbeugung gegen Infektionen eingenommen, besonders in Zeiten von Seuchen. Dafür wurde der Essig stark verdünnt, meist 1 Teelöffel auf ein Glas Wasser, ein- bis zweimal täglich vor den Mahlzeiten getrunken.
Heutzutage wird von einer innerlichen Anwendung des Räuberessigs in vielen Fällen abgeraten, weil einige der enthaltenen Kräuter – wie etwa Wermut oder Weinraute – stark wirksame Inhaltsstoffe enthalten, die bei empfindlichen Personen Magen und Leber reizen können. Besonders für Schwangere, Stillende, Kinder und Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen gilt deshalb Vorsicht.
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Welche Kräuter würdet du unbedingt in eine Räuberessig-Mischung geben? Teile deine Tipps in den Kommentaren!
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Ich habe bisher noch einen halben Tl. Zimt und einen halben Tl. Muskatnuss dazugegeben, alle anderen Zutaten sind gleich und habe nur einen halben Liter Bio Essig verwendet