Kerbel

Kerbel ist ein zartes Küchenkraut mit überraschend großer Wirkung. Vielleicht kennst du es aus der Frankfurter Grüne Soße oder als feine Beigabe in Suppen. Doch Kerbel kann viel mehr: Er wirkt verdauungsfördernd, blutreinigend und leicht harntreibend. Seine milden ätherischen Öle und Vitamine machen ihn nicht nur zu einem feinen Gewürz, sondern auch zu einer kleinen Heilpflanze für den Alltag.
Achtung: Beim Sammeln in freier Natur ist große Vorsicht geboten! Kerbel kann leicht mit giftigen Doldenblütlern wie Hundspetersilie oder Schierling verwechselt werden. Wenn du dir unsicher bist, greife lieber auf kultivierten Kerbel aus dem Garten oder vom Wochenmarkt zurück.
Herkunft, Bedeutung und Geschichte
Kerbel gehört zur Familie der Doldenblüter (Apiaceae) und trägt den botanischen Namen Anthriscus cerefolium. Im Volksmund nennt man ihn auch Gartenkerbel oder Suppenkerbel.
Kerbel stammt ursprünglich aus Südeuropa und dem Kaukasus. Die Römer brachten ihn über die Alpen in unsere Breiten, wo er schnell ein beliebtes Küchenkraut wurde.1 Schon im Mittelalter nutzten ihn Klostergärten gezielt in Frühjahrskuren, um den Körper nach der langen Winterzeit zu entgiften und zu stärken. Hildegard von Bingen empfahl Kerbel bei Milzschmerzen, wunden Eingeweiden und gegen Hautprobleme.2
Heute erlebt Kerbel ein Comeback als Teil der saisonalen Frühjahrsküche, etwa in grünen Smoothies oder als Bestandteil natürlicher Detox-Kuren. Auch moderne Kräuterpädagogen greifen wieder häufiger auf ihn zurück, beispielsweise als Bestandteil von Wildkräutersalaten.
Kerbel in der Ernährung
Kerbel bringt einen frischen, leicht anisartigen Geschmack in die Küche. Du kannst ihn roh verwenden oder kurz mitgaren, wobei viele Inhaltsstoffe hitzeempfindlich sind. Besonders lecker schmeckt er in Salaten, Quark, Butter oder als Gewürz für Fischgerichte.
Essbar sind die zarten Blätter, Triebe und Stiele. Sie enthalten viel Vitamin C, Eisen, Magnesium und Carotinoide. Kerbel unterstützt dadurch das Immunsystem und die Zellregeneration.
Ein leckeres Kerbel-Pesto passt beispielsweise wunderbar zu Pasta, auf Brot oder als Dip. Hier findest du ein leichtes Rezept, das die Aromen des Krauts optimal hervorhebt.
Kerbel ist auch eine der Kräuter für die berühmte Grüne Soße. Das ist eine kalte Kräutersauce, deren Basis aus sieben Kräutern sowie Schmand und saurer Sahne besteht.
Heilende Anwendungen
Kerbel wirkt innerlich wie äußerlich: Er regt die Verdauung an, fördert die Nierentätigkeit und hilft bei Frühjahrsmüdigkeit.3 Seine Inhaltsstoffe wie Flavonoide, ätherische Öle, Bitterstoffe und Cumarine wirken entkrampfend, entzündungshemmend und antioxidativ.4 Laut dem Ernährungsbericht 2012 können Flavonoide in der Nahrung helfen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie bestimmter Krebskrankheiten wie Lungen- oder Darmkrebs zu senken.5 Besonders bekannt ist Kerbel als Bestandteil von Fastentees und Frühjahrskuren.
In der Volksmedizin wurde Kerbel auch bei Ekzemen, Hautunreinheiten und Insektenstichen genutzt. Dabei legte man frische Blätter direkt auf die Haut.
Für einen gesunden Kerbel-Tee eine Handvoll frischer Kerbelblätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, abdecken und 5 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und nach Belieben mit etwas Honig süßen. Ideal für eine sanfte Entgiftungskur im Frühjahr.
Vorsicht ist geboten bei Allergien gegen Doldenblüter und in der Schwangerschaft (wegen der Cumarine).
Mehr heilsame Anwendungen mit bekannten Wildkräutern findest du in unserem Buch:
Kosmetische Anwendungen von Kerbel
Kerbel kann als Zutat für selbstgemachte Gesichtsmasken oder Hautlotionen verwendet werden. Seine entzündungshemmenden Eigenschaften helfen bei Hautunreinheiten.
Rezept für Gesichtswasser
Ein Gesichtswasser aus Kerbeltee reinigt sanft und wirkt klärend. Eine Handvoll frischer Kerbelblätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Nach dem Abkühlen in eine saubere Glasflasche füllen und im Kühlschrank aufbewahren – hält sich etwa eine Woche.
Rezept für Kerbel-Honig-Maske
Zwei Teelöffel fein gehackten frischen Kerbel mit einem Teelöffel Honig vermengen, auf das gereinigte Gesicht auftragen und nach 15 Minuten mit lauwarmem Wasser abspülen. Diese Maske wirkt beruhigend und klärend bei unreiner Haut.
Aussehen und Erkennungsmerkmale
Das Küchenkraut ist eine einjährige Pflanze mit filigranen, farnartigen Blättern, die stark an glatte Petersilie erinnern. Seine hellgrünen Blätter sind fein gefiedert und verströmen einen mild-würzigen, anisähnlichen Duft. Er wird etwa 30 bis 60 cm hoch und bildet zarte, weiße Doldenblüten.
Kerbel kann leicht mit Hundspetersilie oder Schierling verwechselt werden – beide sind stark giftig! Daher nur ernten, wenn du ganz sicher bist oder den Kerbel selbst angebaut hast.
Er wächst gerne halbschattig bis sonnig auf humusreichen, lockeren Böden. Natürlich findet man ihn nur selten verwildert, vor allem in Gärten und auf Wildkräuterwiesen.
Die beste Sammelzeit ist das Frühjahr, etwa von März bis Juni, bevor die Pflanze zu blühen beginnt.
Unterschied zwischen Wiesenkerbel und Gartenkerbel
Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) wächst wild an Wegrändern, auf Wiesen und Waldrändern. Er ist robuster und wird deutlich größer als der zarte Gartenkerbel. Die Blätter des Wiesenkerbels sind gröber, oft behaart und stärker eingeschnitten. Zudem blüht er früher (oft ab April) und kräftiger mit größeren weißen Dolden. Der Geruch des Wiesenkerbels ist weniger intensiv und erinnert kaum an Anis, während der Gartenkerbel diesen typischen süß-würzigen Duft verströmt.
Ein weiteres Merkmal: Wiesenkerbel hat oft hohle, rillig gefurchte Stängel und ist mehrjährig, während Gartenkerbel einjährig ist. Trotzdem besteht auch beim Wiesenkerbel Verwechslungsgefahr – daher immer genau hinschauen und sicher bestimmen.
Anbautipps
Kerbel ist ideal für Balkonkästen oder den Garten. Als Beetnachbar vertreibt er Blattläuse und fördert das Wachstum benachbarter Pflanzen wie Salat oder Radieschen.
Du kannst ihn ab März direkt ins Freiland oder in Töpfe aussäen. Er mag lockere, feuchte Erde und einen halbschattigen Platz. Wichtig: Regelmäßig gießen, da er schnell austrocknet.
Ernte die jungen Blätter am besten vor der Blüte. Um länger Freude zu haben, säe im Abstand von zwei bis drei Wochen nach. Kerbel ist nicht winterhart, lässt sich aber leicht nachziehen.
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- Gasser, M. & Fuchs, L. (1979). Manuel Gassers Kräutergarten. ↩︎
- Von Bingen, H. (2023), Physica. ↩︎
- Storl, W. (2000). Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor. ↩︎
- Paracelsus Gesundheitsakademien. (o. D.). Cumarine – Paracelsus, die Heilpraktikerschulen. Paracelsus. ↩︎
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (2012b). ERNÄHRUNGSBERICHT 2012. In Deutsche Gesellschaft für Ernährung E. V. (DGE). ↩︎
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Zarte, farnartige Blätter, weiße Doldenblüten, anisartiger Duft
- Lateinischer Name
- Anthriscus cerefolium
- Andere Namen
- Gartenkerbel, Suppenkerbel
- Familie
- Doldenblüter (Apiaceae)
- Erntemonate
- Mrz - Jun
- Verwendbare Pflanzenteile
- Blätter, Stiele, Triebe
- Blattform
- farnartig, gefiedert
- Blütenfarbe
- weiß
- Fundorte
- Vor allem in Gärten, selten verwildert
- Verwechslungsgefahr
- Hundspetersilie, Schierling (beide giftig!)
- Giftigkeit
- ungiftig
- Hinweise zur Giftigkeit
- Nicht in der Schwangerschaft in großen Mengen
- Inhaltsstoffe
- ätherische Öle, Bitterstoffe, Carotinoide, Cumarine, Eisen, Flavonoide, Magnesium, Vitamin C
- Eigenschaften
- blutreinigend, entkrampfend, harntreibend, verdauungsfördernd
- Hilft bei
- Frühjahrsmüdigkeit, Hautprobleme, Verdauungsprobleme
- Erkennung / Sammeltipps
- Nur mit sicherer Bestimmung oder im eigenen Garten
- Anbau
- Im Frühjahr, halbschattiger Standort, feuchter Boden