Gemeine Wegwarte
Sagen und Legenden ranken sich um die Wegwarte, in denen an der Stelle am Wegesrand, an der ein Mädchen auf ihren Liebsten wartete, eine Wegwarte wuchs. Tatsächlich ist es so, dass die Wegwarte sich am Rand eines Weges wohler fühlt als in einem Beet. Eine meiner Freundinnen pflanzte sie in ihr Blumenbeet, woraus sie im folgenden Jahr verschwunden war und sich stattdessen neben der Haustür niedergelassen hatte – am Wegesrand!
Die Wegwarte gehört zu den Pflanzen für eine Blumenuhr. Die verschiedenen Blüten einer Blumenuhr öffnen und schließen sich im Tagesverlauf. Wegwartenblüten öffnen sich früh morgens um fünf nach Osten der Sonne zu und schließen ihre Blüten am späten Vormittag um elf Uhr. Regional können diese Zeiten abweichen.
Im Altertum wurde das Kraut als magenstärkender Salat verzehrt und der Saft bei Augenleiden und Vergiftungen eingesetzt.
In der Ernährung
Wegwarte ist die Urform der uns bekannten Wintersalate Chicoree, Zuckerhut und Radicchio. Mit dem beliebten Endiviensalat ist sie ebenfalls nahe verwandt.
Im frühen Frühjahr werden die zarten Blätter als Salat verzehrt. Später, aber noch vor der Blüte ab Mitte Juni, kommen sie als Spinatersatz, für Suppen und in Saucen zum Einsatz. Sollten die Blätter zu bitter sein, können sie für zwei Stunden in Wasser gelegt werden, diese Prozedur zieht einen Teil der Bitterstoffe heraus.
Die Stängel werden gegart oder in herzhaftem Teig ausgebacken. Als essbare Dekoration oder auch kandiert eignen sich die hübschen, eisenhaltigen Blüten.
Wegwartenwurzel kann man gekocht als Gemüse verzehren. Dazu muss sie geschält, kleingeschnitten und etwa zwei Stunden gewässert werden. Aus der Wurzel wird auch ein gesunder und schmackhafter Kaffee-Ersatz hergestellt. Der Verzehr der Wurzel ist besonders für Diabetiker empfehlenswert, da sie sehr viel Inulin enthält.
Kaffee aus Wegwartenwurzel
Zur Herstellung eines Kaffees aus der Wurzel wird diese zerkleinert und gemeinsam mit Zucker in einer Pfanne ohne Fett geröstet. Nach dem Erkalten werden die Stücke gemahlen und anschließend wie Kaffee aufgebrüht. Diese Alternative schmeckt auch gut als gesunde Beigabe zum Bohnenkaffee und ergibt einen schmackhaften Milchkaffee.
Heilende Anwendungen
Die ganze Pflanze hat einen anregenden Einfluss auf den Stoffwechsel und kann deshalb gut für eine Frühjahrskur verwendet werden. Sie unterstützt eine bessere Kaliumaufnahme und kann so einen Mangel ausgleichen.
Tee mit Wegwarte
Eine Teekur mit Wegwartenblättern und -wurzel hilft, Schwermetalle und andere Gifte auszuleiten. Sie wirkt zudem lindernd bei rheumatischen Problemen und anregend auf Leber und Galle. Auch hat sie einen positiven Einfluss auf die Milz sowie alle gesundheitlichen Probleme, welche durch eine gestörte Milzfunktion ausgelöst werden. Für den Tee wird ein Esslöffel der Blätter und Wurzelstückchen mit 250 ml kochendem Wasser übergossen und nach zehn Minuten abgeseiht.
Bei unreiner Haut, Ekzemen und Augenentzündungen wird ein Teeaufguss mit der Wurzel und einigen Blüten äußerlich für Kompressen verwendet. Dazu zwei Esslöffel Wurzelstückchen in 300 ml Wasser für zehn Minuten kochen, ein paar Blüten dazugeben und nochmal zehn Minuten ziehen lassen.
Saft aus Wegwarte
Frisch gepresster Wegwartensaft soll einen sehr positiven Einfluss auf die Bauchspeicheldrüse haben. Er wird teelöffelweise eingenommen und schmeckt sehr bitter.
Philosophie & Esoterik
Auf der seelischen Ebene ist die Wegwarte eine kraftvolle Wegbegleiterin. Sie führt und schützt und hilft, Altes sowie Starres loszulassen. Darüber hinaus schenkt sie eine heitere Stimmung und lässt trübe Gedanken verschwinden.
Erkennung und Sammeltipps
Wegwarten werden etwa einen Meter hoch. Blühend findest du sie ab Mitte Juni an Weges- und Straßenrändern.
- Der Stängel ist sparrig und verzweigt sich in der oberen Hälfte.
- Die Blätter stehen in einer grundständigen Rosette und wechselständig am Stängel.
- Sie sind tief eingeschnitten und ähneln ihrer Form nach Löwenzahnblättern.
- Die Blüten werden bis zu fünf Zentimeter groß und bestehen aus vielen blauen Zungen-Blütenblättern.
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Die Wegwarte ist eine der wenigen Heilpflanzen gegen Milzleiden. Als Heilkraut wird sie zudem zur Ausleitung von Giften, bei Augenleiden und zur Stärkung von Leber und Galle eingesetzt. Als Nahrungsmittel dienen sowohl ihre Blätter und Blüten als auch die stark inulinhaltige Wurzel.
- Lateinischer Name
- Cichorium intybus
- Andere Namen
- Zicchorie, Sonenwedel, faule Gretel, Sonnenwirbel, Blaue Distel, Wegleuchte
- Familie
- Korbblütler (Asteraceae)
- Erntemonate
- ganzjährig
- Verwendbare Pflanzenteile
- Blätter, Blüten, Triebe, Wurzeln
- Blattform
- schrotsägeförmig
- Blütenfarbe
- blau
- Fundorte
- Wegränder, Äcker, Bahn- und Flussdämmen
- Giftigkeit
- ungiftig
- Inhaltsstoffe
- Bitterstoffe, Cholin, Eisen, Folsäure, Gerbstoffe, Inulin, Kalium, Selen, Vitamin B, Vitamin C, Zink
- Eigenschaften
- abführend, appetitanregend, blutstillend, harntreibend, verdauungsanregend
- Hilft bei
- Appetitlosigkeit, Augenentzündung, Ekzeme, Erkrankungen der Galle, Erkrankungen der Leber, Erkrankungen der Milz, Gicht, Probleme der Bauchspeicheldrüse, Rheuma, Stoffwechselstörungen
Ich habe die Geschichte von der wartenden Liebsten gern meiner Kindergruppe auf Spaziergängen erzählt. Sie wollten es immer wieder hören.
Hi, ich wünschte der Artikel wäre noch etwas länger und ausführlicher. Aber man kann nicht alles haben. 😉 VG
Kann man die Wegwarte auch später, wenn sie schon blüht sammeln? Ich denk an die Wurzeln zum Kaffe machen. Hab das als Kind viel getrunken.