Schnittlauch

Fast alle kennen den Schnittlauch als hübsches Grün auf dem Butterbrot. Doch die zarten Halme bringen nicht nur eine frische, zwiebelartige Würze in die Küche, sondern auch eine ordentliche Portion Gesundheit. Er wirkt antibakteriell, appetitanregend und unterstützt die Verdauung. Ob im Garten oder auf dem Fensterbrett – der Küchenklassiker ist pflegeleicht und nahezu das ganze Jahr über verfügbar.
Herkunft, Geschichte und Bedeutung
Der botanische Name von Schnittlauch lautet Allium schoenoprasum. Er gehört also zur Gattung Allium, wie auch Zwiebel und Knoblauch. Trivialnamen sind unter anderem Graslauch, Binsenlauch oder Jakobszwiebel.
Die Pflanze ist in Europa, Asien und Nordamerika heimisch und war bereits den Römern bekannt. Einer Legende nach pflegte Kaiser Nero seine Stimme mit Schnittlauch und Olivenöl1. Im früheren Europa wurde Schnittlauch nicht nur als Speisezutat, sondern auch im Volksglauben eingesetzt: Bauern im Alpenraum streuten ihn rund ums Haus gegen böse Geister und Insekten. Seefahrer führten ihn als Frischkost mit, um der Vitaminmangelkrankheit Skorbut vorzubeugen.
Schnittlauch in der Ernährung
Schnittlauch bringt nicht nur Geschmack, sondern auch Vitamine und Mineralstoffe auf den Teller. Die Halme enthalten vor allem Vitamin C, B-Vitamine, Eisen, Kalium und sekundäre Pflanzenstoffe wie Sulfide, die antioxidativ wirken.
Die Verwendung ist denkbar einfach: frisch geschnitten auf Butterbrot, in Quark zusammen mit frischen Kräutern, zu Kartoffeln, in Salaten oder Suppen. Wichtig ist, den Schnittlauch nicht mitzukochen, da Hitze die gesunden Inhaltsstoffe teilweise zerstört. Selbst eingefroren büßt er an Qualität ein.
Ein frischer Sommersalat gelingt mit Tomaten, Wildkräutern und reichlich Schnittlauch.
Das Küchenkraut ist übrigens auch eine der sieben traditionellen Kräuter der berühmten Frankfurter Grünen Soße.
Ein Schnittlauch-Tee aus den frischen Halmen hilft bei Völlegefühl oder leichtem Bauchdrücken. Zwar gehen beim Übergießen mit heißem Wasser einige hitzeempfindliche Vitamine verloren, jedoch bleiben wichtige schwefelhaltige Verbindungen teilweise erhalten, die die Verdauung anregen und entblähend wirken können.
Dafür nimmst du einen Teelöffel frisch geschnittenen Schnittlauch, übergießt ihn mit heißem Wasser und lässt den Aufguss etwa zehn Minuten ziehen. Danach abseihen und in kleinen Schlucken trinken. Der Tee schmeckt mild zwiebelig und entfaltet eine beruhigende Wirkung auf Magen und Darm.
Die violetten Blüten des Schnittlauchs sind nicht nur dekorativ, sondern auch essbar. Sie haben ein feines, leicht scharfes Aroma und eignen sich wunderbar als essbare Deko oder für ein aromatisches Blütenöl. Dafür etwa eine Handvoll frischer Blüten in ein kleines Schraubglas geben, mit hochwertigem Olivenöl auffüllen und gut verschließen. Zwei Wochen an einem hellen Ort ziehen lassen, dann abseihen. Das Öl schmeckt herrlich zu Salaten oder über Kartoffeln. Füge 10 % Salz bezogen auf das Gewicht der frischen Blüten hinzu, damit das Öl besonders lange haltbar wird.
Heilende Anwendungen von Schnittlauch
Schnittlauch ist milder als seine nahen Verwandten Knoblauch und Zwiebel. Dennoch bergen seine schwefelhaltigen Verbindungen wie Allylsulfid und Alkylsulfoxid beeindruckende Heilkräfte: Sie wirken verdauungsfördernd, durchblutungsanregend und regen den Stoffwechsel an. Die röhrenförmigen Blätter entfalten eine wohltuende Wirkung auf Schleimhäute und Stimmbänder.2 Die enthaltenen Sulfide, Flavonoide und Saponine können zudem die Blutgefäße erweitern. Das unterstützt die Senkung des Blutdrucks und entlastet Herz und Kreislauf. Auch Cholesterin- und Blutfettwerte können positiv beeinflusst werden.3
In der Volksheilkunde wird Schnittlauch bei Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden und Blähungen eingesetzt. Allerdings gilt: In Maßen genießen! Zu große Mengen können den Magen reizen.
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Kosmetische Anwendungen, im Haushalt und Garten
Auch äußerlich kann Schnittlauch genutzt werden, z. B. in Gesichtsmasken für fettige Haut. Die antibakterielle Wirkung kann bei Hautunreinheiten helfen. Für eine einfache Maske pürierst du eine Handvoll frischer Schnittlauchhalme mit etwas Naturjoghurt und einem Teelöffel Honig zu einer cremigen Masse. Diese trägst du auf das gereinigte Gesicht auf, lässt sie 10–15 Minuten einwirken und spülst sie anschließend mit lauwarmem Wasser ab.
Frisch zerquetschte Halme auf Insektenstichen lindern zudem Juckreiz.
Ein Gesichtsdampfbad mit Schnittlauch wirkt klärend und öffnet die Poren.
Aussehen und Erkennungsmerkmale
Schnittlauch bildet büschelige Horste mit bis zu 30 cm langen, röhrenförmigen, hohlen Halmen. Die Blätter sind sattgrün, glatt und wachsen aufrecht. Die zarten, kugeligen, violetten bis rosa Blüten erscheinen zwischen Mai und August und sind ebenfalls essbar. Der Geschmack ist frisch, leicht scharf und zwiebelartig.
Verwechslungen sind kaum möglich, höchstens mit dem giftigen Herbstzeitlosen-Lauch, der jedoch keine hohlen Halme hat. Der Standort ist sonnig bis halbschattig, mit durchlässigem, humosem Boden. Schnittlauch wächst wild an feuchten Wiesen, Ufern und Gebirgsbächen. Sammelzeit ist Frühling bis Herbst. Der charakteristische Geruch beim Zerreiben der hohlen Halme ist ein sicheres Erkennungsmerkmal.
Anbautipps für Schnittlauch
Schnittlauch lässt sich wunderbar im Garten oder auf dem Balkon ziehen. Er bevorzugt sonnige bis halbschattige Lagen, lockeren, feuchten Boden und möglichst keine Staunässe. Er kann durch Teilung im Frühjahr oder durch Aussaat gezogen werden. Regelmäßiger Schnitt fördert das Nachwachsen. Die Ernte ist vom Frühjahr bis in den Herbst möglich. Im Topf gehalten, freut er sich über etwas organischen Dünger und einen geschützten Standort im Winter.
Schnittlauch ist ein guter Nachbar insbesondere für Rosen und Erdbeeren, denn er hält Schädlinge fern. Als Gründünger oder in Pflanzenjauchen eingesetzt, stärkt er andere Pflanzen.
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- Münzing-Ruef, I. (2021). Kursbuch gesunde Ernährung: Die Küche als Apotheke der Natur – vollständig überarbeitete Neuausgabe ↩︎
- Dommnich, H. (2012). 50 Kräuter und Gewürze: Verwendung – Heilwirkung – Anbau. BoD – Books on Demand. ↩︎
- Ferreira, F. S., De Oliveira, V. S., Chávez, D. W. H., Chaves, D. S., Riger, C. J., Sawaya, A. C. H. F., Guizellini, G. M., Sampaio, G. R., Da Silva Torres, E. A. F. & Saldanha, T. (2021). Bioactive compounds of parsley (Petroselinum crispum), chives (Allium schoenoprasum L) and their mixture (Brazilian cheiro-verde) as promising antioxidant and anti-cholesterol oxidation agents in a food system. Food Research International, 151, 110864. https://doi.org/10.1016/j.foodres.2021.110864 ↩︎
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Hohles, röhrenförmiges Blatt, büscheliger Wuchs, zwiebelartiger Geruch
- Lateinischer Name
- Allium schoenoprasum
- Andere Namen
- Graslauch, Jakobszwiebel, Binsenlauch
- Familie
- Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
- Erntemonate
- Apr - Okt
- Verwendbare Pflanzenteile
- Blätter, Knospen
- Blattform
- glattrandig, hohl, röhrenförmig
- Blütenfarbe
- violett
- Fundorte
- Wiesen, Gärten, Ufer, Gebirge
- Verwechslungsgefahr
- gering, evtl. mit giftigen Lauch-Arten wie der Herbstzeitlosen
- Giftigkeit
- ungiftig
- Hinweise zur Giftigkeit
- bei übergroßer Menge Magenreizungen möglich
- Inhaltsstoffe
- Eisen, Flavonoide, Schwefelverbindungen, Sulfide, Vitamin C
- Eigenschaften
- antibakteriell, durchblutungsfördernd, verdauungsfördernd
- Hilft bei
- Appetitlosigkeit, Blähungen, Infektionskrankheiten, Skorbut
- Erkennung / Sammeltipps
- hohler Halm, zwiebelartiger Geruch, violette Blüte
- Anbau
- leicht im Garten oder Topf, sonniger bis halbschattiger Standort