Rote Johannisbeere

Wer kennt sie nicht: die kleinen, leuchtend roten Beeren, die im Sommer in langen Trauben an Sträuchern hängen und intensiv säuerlich schmecken? Die Rote Johannisbeere ist nicht nur ein beliebter Snack im Garten, sondern auch eine kraftvolle Heilpflanze mit langer Tradition und vielfältigem Nutzen. Ob im Salat, als Tee oder für die Hautpflege – diese Beere kann mehr, als nur das Gesicht verziehen.
Die Geschichte der roten Johannisbeere
Die Rote Johannisbeere, botanisch Ribes rubrum, wurde erstmals 1290 vom Botaniker Simon Januensis schriftlich erwähnt. Wegen ihres säuerlichen Geschmacks verglich er sie mit dem Stängel des syrischen Rhabarber (Rheum ribes) und benannte sie entsprechend.1
Sie zählt zur Familie der Stachelbeergewächse (Grossulariaceae) und ist unter verschiedenen regionalen Namen bekannt: In Österreich und Süddeutschland sagt man „Ribisel“, in Schwaben „Träuble“, vereinzelt auch „Mehlbeere“. Der deutsche Name leitet sich vom Johannistag ab – dem Geburtstag Johannes des Täufers –, denn um diese Zeit beginnt traditionell die Ernte.
Obwohl vor allem die Schwarze Johannisbeere als Heilpflanze anerkannt ist, hat auch die rote in der Volksheilkunde einen festen Platz. Sie wurde in alten Hausmitteln unter anderem bei Fieber, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Symbolisch stand sie für Reinigung und Frische.
Die Rote Johannisbeere in der Ernährung
Die Johannisbeere ist ein kulinarischer Alleskönner. Die essbaren Teile sind in erster Linie die Früchte, wobei auch die Blätter für Tees verwendet werden können. In roher Form landen sie gern auf Kuchen oder in Müslis – eingekocht als Marmelade oder Gelee. Durch ihren hohen Gehalt an Vitamin C stärken sie das Immunsystem und bringen frischen Geschmack in die Küche.
Wie wäre es mit einem fruchtigen Quinoasalat mit roten Johannisbeeren, Feta und frischer Minze? Oder einem sommerlichen Pesto aus Johannisbeerblättern, Walnüssen, Knoblauch und Olivenöl?
Außerdem liefert die Frucht Eisen, Kalium, Ballaststoffe und Antioxidantien wie Anthocyane. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die freie Radikale im Körper binden können. Dabei sind sie nicht nur gesund, sondern auch leicht verfügbar: Sie wachsen in vielen Gärten oder lassen sich auf Wochenmärkten regional kaufen.
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Heilende Anwendungen
Aus wissenschaftlicher Sicht sind es vor allem die Polyphenole, Flavonoide und Vitamin C, die der Roten Johannisbeere ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften verleihen. In der Naturheilkunde wird sie seit jeher zur Stärkung des Immunsystems, zur Entwässerung und bei leichten Hautproblemen eingesetzt.
Tatsächlich zeigen Studien, dass die enthaltenen Anthocyane entzündungshemmend wirken und das Herz-Kreislauf-System schützen können.2 Die Gerbstoffe in Blättern und Beeren unterstützen zudem die Verdauung, lindern leichte Durchfälle und wirken antibakteriell.
In der Volksmedizin wird Johannisbeeren-Tee bei Blasenentzündungen empfohlen. Du kannst sowohl die frischen oder getrockneten Blätter als auch die Früchte verwenden. Für einen einfachen Aufguss nimmst du etwa zwei Teelöffel klein geschnittene Blätter oder ein paar zerdrückte Beeren auf eine Tasse heißes, nicht mehr kochendes Wasser. Lass das Ganze dann für rund zehn Minuten zugedeckt ziehen. So bleiben die ätherischen Öle und Wirkstoffe bestmöglich erhalten.
Ein Umschlag mit zerdrückten Beeren kann bei Insektenstichen oder kleineren Hautreizungen helfen.
Aber Achtung: Bei übermäßigem Verzehr kann die Fruchtsäure den Magen reizen. Menschen mit empfindlichem Magen sollten besser kleine Mengen genießen.
Die Rote Johannisbeere in der Kosmetik
Auch äußerlich angewendet, entfaltet die Rote Johannisbeere ihre Wirkung. Die in den Beeren enthaltenen Fruchtsäuren regen die Hauterneuerung an. Das macht sie zu einer natürlichen Zutat in selbstgemachten Gesichtsmasken. Einfach eine Handvoll frischer Beeren zerdrücken, mit etwas Honig und Joghurt vermischen – fertig ist eine erfrischende Sommermaske für müde Haut.
Die Blätter können als Sud für Fußbäder oder Haarspülungen verwendet werden, denn sie wirken belebend und leicht adstringierend.
Aussehen und Erkennungsmerkmale
Die Rote Johannisbeere wächst als aufrechter Strauch mit einer Wuchshöhe von bis zu 1,5 Metern. Ihre Blätter sind handförmig gelappt, ähneln Ahornblättern und duften beim Zerreiben leicht herb. Die kleinen Blüten sind grünlich und unscheinbar, entwickeln sich aber im Frühsommer zu den charakteristischen roten Beeren in Traubenform.
Wer sie sammeln möchte, sollte die typischen Merkmale gut kennen:
- Die Beeren sind rund, leuchtend rot, leicht durchsichtig und hängen dicht gedrängt an einem dünnen Stiel.
- Die Johannisbeere liebt sonnige bis halbschattige Plätze, humusreichen Boden und mäßige Feuchtigkeit. Sie wächst wild in lichten Wäldern, an Waldrändern und in Hecken.
- Die Blütezeit reicht von April bis Mai, geerntet wird meist im Juni und Juli.
- Ihr Wurzelwerk ist flach, aber weit verzweigt, was sie anfällig für Trockenheit macht.
Verwechslungen mit giftigen Pflanzen sind im reifen Zustand kaum möglich. Allerdings sollten die Blätter nicht mit denen des giftigen Eisenhuts verwechselt werden, der ganz anders wächst, aber ähnliche Blattformen haben kann.
Die Rote Johannisbeere anbauen
Du hast einen Balkon oder ein Stückchen Garten? Perfekt! Die Rote Johannisbeere ist recht pflegeleicht. Sie bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und humusreiche, leicht feuchte Erde. Ein regelmäßiger Schnitt im Herbst oder zeitigen Frühjahr fördert den Fruchtertrag, und auch im Topf fühlt sich die Pflanze wohl, solange das Gefäß groß genug ist und Wasser gut abfließen kann.
Vermehrt wird sie am besten über Stecklinge, die im Spätsommer oder zeitigen Frühjahr gesetzt werden. Ab dem zweiten Jahr kannst du mit einer ersten Ernte rechnen – und dich dann über viele Jahre hinweg an deinem eigenen Beerenstrauch erfreuen.
Hast du selbst Erfahrungen mit der Roten Johannisbeere gemacht? Hast du ein Rezept, eine Anwendung oder einen Tipp, den du teilen möchtest? Dann schreib uns gerne einen Kommentar!
- Pflanzennamen im Vergleich von Friedhelm Sauerhoff, Ausgabe vom April 2001, Seite 404 ↩︎
- Antiinflammatorische Effekte von Anthocyanen und Anthocyanidinen, Aus der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie der Universität Würzburg ↩︎
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Kleiner Strauch mit roten, sauren Beeren in Trauben
- Lateinischer Name
- Ribes rubrum
- Andere Namen
- Ribisel, Träuble, Ahlbeere
- Familie
- Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)
- Erntemonate
- Jun - Jul
- Verwendbare Pflanzenteile
- Blätter, Früchte
- Blattform
- dreizählig, gezähnt, herzförmig
- Blütenfarbe
- grün
- Fundorte
- Gärten, Waldränder, Hecken
- Verwechslungsgefahr
- Gering bei Frucht, evtl. bei Blättern
- Giftigkeit
- ungiftig
- Hinweise zur Giftigkeit
- Bei Magenempfindlichkeit Fruchtsäure beachten
- Inhaltsstoffe
- Anthocyane, Ballaststoffe, Eisen, Flavonoide, Gerbstoffe, Kalium, Vitamin C
- Hilft bei
- Hautentzündung, Immunschwäche, Magen-Darm-Beschwerden
- Erkennung / Sammeltipps
- Traubenförmige, rote, durchscheinende Früchte; Blätter handförmig gelappt
- Anbau
- Sonne bis Halbschatten, humos, regelmäßig schneiden