Schneeglöckchen

Wenn im späten Winter der Schnee noch liegt und dennoch ein Hauch von Frühling in der Luft liegt, dann ist die Zeit der Schneeglöckchen gekommen. Diese kleinen, zarten Pflanzen sind nicht nur wunderschöne Frühblüher, sondern tragen auch eine interessante Heilwirkung in sich. In der Volksmedizin wurden sie einst als schmerzlindernd und krampflösend geschätzt.
Achtung: Schneeglöckchen sind in allen Pflanzenteilen giftig. Eine unsachgemäße Anwendung kann zu schweren Vergiftungserscheinungen führen. Daher sollte eine medizinische Nutzung ausschließlich durch Fachleute erfolgen.
Herkunft, Geschichte und Bedeutung des Schneeglöckchens
Botanisch heißt das Schneeglöckchen Galanthus nivalis. Es gehört zur Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Weitere geläufige Namen sind Milchblume, Schneeblume oder Lichtmessblume.
Das Schneeglöckchen stammt ursprünglich aus Südeuropa und Vorderasien, ist heute aber in vielen Teilen Europas heimisch. In der christlichen Symbolik steht es mit seinen schneeweißen Blüten für Hoffnung, Wiedergeburt und Freundschaft in der Not und wird oft mit Maria Lichtmess (2. Februar) in Verbindung gebracht.1
Über die Entstehung des Schneeglöckchens berichtet die altenglische Legende von “Eva´s Trost”: Als es nach dem Sündenfall der ersten Menschen zum ersten mal Winter wurde und das Düster und die Kälte gar kein Enden nehmen wollten, da wurde Eva traurig, denn sie meinte, nun werde es nie mehr anders werden. Da erschien ein Engel, sie zu trösten. Er sprach zu ihr: “Es wird wieder Frühling werden!” und schon war er wieder verschwunden; aber wo sein Fuß die Erde berührt hatte, da begann es zu sprießen, und im Augenblick war die Stelle mit blühenden Schneeglöckchen übersät.2
In der Volksmedizin wurden Extrakte aus der Schneeglöckchen-Zwiebel bei Nervenleiden eingesetzt.3 Der darin enthaltene Wirkstoff Galantamin wurde später isoliert und wird heute in der Schulmedizin in synthetischer Form als Reminyl gegen Alzheimer verwendet.4
Heute wird das Schneeglöckchen vor allem wegen seiner ästhetischen Wirkung geschätzt und ist ein Symbol für den Neuanfang und das Durchhaltevermögen der Natur.
Das Schneeglöckchen ist nicht für die Ernährung geeignet
Achtung: Das Schneeglöckchen ist nicht essbar. Alle Pflanzenteile, besonders aber die Zwiebel, enthalten giftige Alkaloide und dürfen keinesfalls verzehrt werden. Auch wenn die Pflanze in alten Geschichten vielleicht als Heilmittel Erwähnung findet, ist von einer innerlichen Anwendung im Hausgebrauch unbedingt abzuraten.
Vorsicht bei heilenden Anwendungen
Die medizinische Bedeutung des Schneeglöckchens liegt vor allem in seinem Inhaltsstoff Galantamin, einem Alkaloid, das die Reizweiterleitung in den Nerven verbessert. Es wird heute in der Behandlung von Demenz und Alzheimer verwendet.4 Die Pflanze selbst ist jedoch giftig, sodass eine Anwendung nur in standardisierter Form durch medizinische Fachpersonen erfolgen darf.
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In Haushalt und Garten
Wegen seiner Giftigkeit ist das Schneeglöckchen nicht für kosmetische Hausmittel geeignet. Im Garten hingegen ist die Pflanze ein echter Schatz: Sie blüht schon ab Januar und bietet frühen Insekten eine erste Nahrungsquelle. Besonders unter Laubbäumen und in naturnahen Gärten fühlt sie sich wohl. Durch ihre natürliche Frühblüte bringt sie Licht in trübe Wintertage.
Aussehen und Erkennungsmerkmale
Das Schneeglöckchen ist leicht zu erkennen, vor allem durch seinen frühen Blühzeitpunkt. Die Pflanze wird meist 10–20 cm hoch und besitzt eine einzelne, nickende Blüte.
- Blätter: schmal, lanzettlich, graugrünes Laub
- Blüte: weiß, glockenförmig, mit innerem grünen Fleck, erscheint meist ab Januar bis März
- Wuchsform: horstig wachsend aus einer kleinen Zwiebel
- Standort: halbschattig bis schattig, feuchter und humoser Boden
- Verwechslung: mit dem Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum), die aber größer ist und mehrere Blüten hat. Vorsicht! Auch diese Pflanze ist giftig.
- Geruch: schwach, erdig, leicht zwiebelartig
Gesammelt wird das Schneeglöckchen nicht, da es unter Naturschutz steht. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Genieße es lieber mit den Augen!
Bedingungen für kultivierten Anbau
Im eigenen Garten kannst du Schneeglöckchen problemlos ansiedeln. Die Zwiebeln werden im Herbst etwa 5-8 cm tief gesetzt, idealerweise in Gruppen unter Laubbäumen oder am Gehölzrand. Sie benötigen keine besondere Pflege, mögen aber feuchte, humusreiche Böden. Nach der Blüte das Laub stehen lassen, bis es ganz vergilbt ist – so lagert die Zwiebel Kraft für das nächste Jahr ein.
Hast du selbst Erfahrungen mit dem Schneeglöckchen gemacht? Hast du ein schönes Foto, eine Geschichte oder einen Garten-Tipp, den du teilen möchtest? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar!
- The Language of Flowers; Or Flora Symbolica: Including Floral Poetry, Original and Selected (Classic Reprint): Ingram, John: Amazon.de: Books. (o. D.). ↩︎
- Mitteilungen der Sektion für Naturkunde des Österreichischen Touristen-Club, Bände 11-20;1899 ↩︎
- Blühender Wachmacher. (2011, 12. Juli) ↩︎
- Timo Erkinjuntti, 2002, Journal of the Nerological Sciences; Treatment options: The latest evidence with galantamine (Reminyl®) ↩︎
- Timo Erkinjuntti, 2002, Journal of the Nerological Sciences; Treatment options: The latest evidence with galantamine (Reminyl®) ↩︎
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Zwiebelpflanze mit hängender weißer Einzelblüte
- Lateinischer Name
- Galanthus nivalis
- Andere Namen
- Milchblume, Schneeblume, Lichtmessblume
- Familie
- Amaryllidaceae (Amaryllisgewächse)
- Blütenfarbe
- weiß
- Fundorte
- Parks, Auwälder, Gärten, Waldränder
- Verwechslungsgefahr
- Frühlings-Knotenblume
- Giftigkeit
- ungiftig
- Hinweise zur Giftigkeit
- ja, in allen Pflanzenteilen
- Warnungen
- nicht essbar, kann Übelkeit, Erbrechen, Lähmung auslösen
- Inhaltsstoffe
- Alkaloide, Galantamin
- Hilft bei
- Alzheimer
- Erkennung / Sammeltipps
- nicht sammeln, steht unter Naturschutz
- Anbau
- einfache Zwiebelkultur im Garten