Pilze: radioaktiv oder unbedenklich? Tipps zum Sammeln von Wildpilzen

Je nach Region können Pilze auch heute noch radioaktiv belastet sein. So vermeidest du, Pilze mit hohem Gehalt an Cäsium-137 und anderen Schadstoffen zu sammeln.

Im Herbst gibt es fast nichts Schöneres, als durch den Wald zu streifen und für eine köstliche Mahlzeit Pilze zu sammeln. Leider sind die Böden einiger Regionen in Deutschland nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bis heute stark radioaktiv belastet. Wo sind Pilze radioativ kontaminiert, und was sollte man beim Sammeln beachten?

In bestimmten Regionen reichert sich auch heute noch insbesondere Cäsium 137 als Überbleibsel des Atomunfalls von 1986 in den Fruchtkörpern von Pilzen an. Aber auch andere Schadstoffe sind in Pilzen vermehrt zu finden, beispielsweise die Schwermetalle Cadmium, Blei und Quecksilber. Wie du sicher und ohne gesundheitliche Nachteile Pilze sammeln kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Radioaktivität bei Pilzen

Wildpilze filtern radioaktive Stoffe wie beispielsweise Cäsium-137 aus dem Boden und speichern sie in den oberirdisch wachsenden Fruchtkörpern, die wir so gerne als Pilzmahlzeit essen.

Besonders hoch ist die radioaktive Kontamination in der sogenannten Fruchtschicht eines Pilzes, die beispielsweise aus Lamellen oder Röhren bestehen kann. Deshalb ist es empfehlenswert, Lamellen und Röhren, etwa von Maronen-Röhrlingen, aber auch Elfenbeinschnecklingen oder (Rotbraunen) Semmelstoppelpilzen, vor dem Verzehr zu entfernen.

Der offiziell festgesetzte Grenzwert für unbedenkliche Pilze aus dem Handel liegt bei 600 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse (600 Bq/Kg FM). Dieser Wert wurde festgelegt, um den Import von Pilzen aus dem Ausland zu unterbinden, die noch höher belastet waren, und gilt seit 2003 auch für einheimische Pilze.

Je nach Region können Pilze auch heute noch radioaktiv belastet sein. So vermeidest du, Pilze mit hohem Gehalt an Cäsium-137 und anderen Schadstoffen zu sammeln.

Es gibt allerdings Stimmen, die diesen Grenzwert für viel zu hoch halten und eine wesentlich geringere Belastung für Erwachsene (für Schwangere, Kleinkinder und Säuglinge entsprechend noch weniger) für sinnvoll halten. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) plädiert hingegen dafür, generell so wenig wie möglich radioaktiv belastete Pilze zu sich zu nehmen.

Es liegt somit bei jeder Person, kontaminierte Pilze schlicht nicht zu sammeln und zu essen. Schwangere und Kleinkinder sollten möglicherweise belastete Pilze, selbst bei nur geringer Belastung, in jedem Fall ganz vom Speisezettel streichen.

Informationen zur regionalen radioaktiven Belastung von Pilzen

Während manche Regionen Deutschlands (vor allem im Süden) stärker von Kontamination (Fallout) infolge des Reaktorunglücks betroffen waren, ist es in den meisten übrigen Gegenden völlig unbedenklich, Wildpilze für den Verzehr zu sammeln. Wer sich zuvor darüber informieren möchte, ob die gewählte Sammelregion radioaktiv belastet ist, findet im Netz einige Informationen dazu.

So hat das Bundesamt für Strahlenschutz einen Bericht veröffentlicht, in dem die aktuellen Kontaminationswerte von Speisepilzen für die am stärksten betroffenen Regionen in Süddeutschland zu finden sind.

Je nach Region können Pilze auch heute noch radioaktiv belastet sein. So vermeidest du, Pilze mit hohem Gehalt an Cäsium-137 und anderen Schadstoffen zu sammeln.
Quelle: https://www.umweltanalysen.com/

Auf umweltanalysen.com finden sich viele Informationen über die Regionen in Deutschland und Österreich, die generell noch am meisten radioaktiv belastet sind. Dort wird auch darauf eingegangen, dass Cäsium 137 mit der Zeit in tiefere Bodenschichten absinkt. Dadurch sind nicht mehr nur Pilzmyzele betroffen, die in den oberen Bodenschichten wachsen, sondern auch solche, die weiter unten in der Erde leben.

Das Umweltinstitut München stellt eine interaktive Karte zur Verfügung, in der sich über die Postleitzahl und andere Auswahlkriterien abfragen lässt, wie schwer Pilze und andere Waldprodukte wie Beeren oder Wildfleisch radioaktiv belastet sind.

Schwermetalle in Pilzen

Allgemein wird empfohlen, von selbst gesammelten Pilzen nicht mehr als 200-250 Gramm pro Person und Woche zu verzehren. Das liegt nicht nur an der potentiellen radioaktiven Belastung von Wildpilzen, sondern auch daran, dass Pilze Schwermetalle in ungesunden Mengen enthalten können.

Die Schwermetalle, die am häufigsten in Pilzen zu finden sind, sind Blei, Cadmium und Quecksilber. Jedes dieser Schwermetalle ist in der Natur vorhanden; die mancherorts hohe Konzentration dieser Stoffe ist jedoch meist menschengemacht.

So empfiehlt es sich, keine Pilze in der Nähe stark befahrener Straßen zu sammeln, denn in ihnen ist durch die Autoabgase neben vielen andere Schadstoffen auch Blei angereichert, das sich in Knochen und Zähnen sowie in den Nieren und der Leber ablagern kann.

Je nach Region können Pilze auch heute noch radioaktiv belastet sein. So vermeidest du, Pilze mit hohem Gehalt an Cäsium-137 und anderen Schadstoffen zu sammeln.

Cadmium kommt beispielsweise vermehrt in Pilzen vor, wenn sie in der Nähe von Feldern wachsen, die mit phosphatreichem Dünger behandelt wurden. Cadmium lagert sich vor allem in den Nieren ab und kann mit der Zeit zu Nierenfunktionsstörungen führen.

Erhöhte Werte organischen Quecksilbers werden vor allem in Pilzen festgestellt, die in der Nähe von Kohlekraftwerken und alten Bergbaugebieten wachsen, wo die Böden den starken Emissionen der Werke ausgesetzt waren oder sind. Besonders Steinpilze können in solchen Gebieten in hohem Maße organische Quecksilberverbindungen enthalten.

Wenn auch organisches Quecksilber (auch Methylquecksilber genannt) in wesentlich größeren Mengen mit Muscheln und fettem Seefisch verzehrt wird, so sammelt es sich mit der Zeit doch im Körper und kann das zentrale Nervensystem und die Nieren schädigen.

Pilze sammeln in unbelasteten Regionen

Die Belastung von Pilzen durch Radioaktivität und Schwermetalle muss kein Problem sein, wenn man sich die Gebiete und deren Umgebung genauer anschaut, in denen man Pilze sammeln möchte. Es gibt viele Landstriche, in denen Pilze weder radioaktive Stoffe noch übermäßig Schwermetalle enthalten. Dort lässt es sich ungestört sammeln, und der nächsten köstlichen Pilzpfanne steht nichts im Weg.

Weitere Tipps zu Sammelzeiten für Pilze und vielem mehr erfährst du im Beitrag über das Pilzesammeln für Anfänger.

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Welche Pilze sammelst du besonders gern und wie bereitest du sie am liebsten zu? Wir freuen uns über deine Tipps in den Kommentaren!

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