Kleines Immergrün

Das Kleine Immergrün schmückt mit seinen zarten blauen bis violetten Blüten fast das ganze Jahr über unsere Gärten und Waldränder. In der Volksheilkunde wurde es lange Zeit als blutreinigendes und harntreibendes Mittel geschätzt.1 Dennoch ist Vorsicht geboten: Das Immergrün enthält giftige Alkaloide, die bei unsachgemäßer Anwendung Nebenwirkungen wie Übelkeit, Krämpfe oder Herzrhythmusstörungen verursachen können.
Die Kommission E des BfArM kam daher zu einer kritischen Einschätzung2: Die Wirksamkeit wurde als nicht ausreichend belegt eingestuft, das Risiko hingegen als vorhanden. Deshalb sollte die Pflanze niemals ohne fachlichen Rat innerlich verwendet werden.
Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn das Immergrün blickt auf eine lange Geschichte zurück – mit einer reichen Symbolik und kulturellen Bedeutung, die bis heute fasziniert.
Herkunft, Geschichte und Bedeutung
Das Immergrün gehört zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) und trägt den botanischen Namen Vinca minor. Es wird auch Kleines Immergrün oder Jungfernkraut genannt. Ursprünglich stammt das Immergrün aus Südeuropa, ist heute aber in ganz Mitteleuropa verbreitet. Teils wächst es wild, teils wird es als Zierpflanze kultiviert.
In der Symbolik steht Immergrün für ewige Treue und Unsterblichkeit, weshalb es oft auf Gräbern gepflanzt wird. In alten Volksbräuchen wurde es jungen Mädchen ins Haar geflochten als Zeichen für Reinheit und Schutz. Auch bei Hochzeiten fand das Immergrün Verwendung, etwa in Kränzen oder Brautsträußen, da es für ewige Liebe, Treue und Unvergänglichkeit steht.
Die langen, biegsamen Stängel eignen sich hervorragend zum Flechten von Girlanden und Kränzen. Seine immergrünen Blätter symbolisieren das nie Vergehende. Ein Wunsch, den man dem Brautpaar gerne mit auf den Weg gibt.
Heilende Anwendungen von Immergrün
In der Pflanzenheilkunde gilt Vinca minor als hilfreich bei Kreislaufproblemen, Konzentrationsstörungen und leichten Durchblutungsstörungen.3 Besonders bekannt ist der Inhaltsstoff Vincamin. Ein Alkaloid, das gefäßerweiternd wirkt und in der Vergangenheit bei der Behandlung von Durchblutungsstörungen und Demenz eingesetzt wurde.
Die Volksmedizin kannte auch Umschläge oder Spülungen mit abgekochtem Immergrün bei Hautproblemen wie Ekzemen oder kleinen Wunden.4 Wegen der enthaltenen Alkaloide sollte die Anwendung jedoch vorsichtig erfolgen – idealerweise nur nach Rücksprache mit einem Heilpraktiker oder Arzt. Für die Selbstanwendung bieten sich heute genau dosierte Präparate aus der Apotheke an.
Aussehen und Erkennungsmerkmale
Das Kleine Immergrün ist eine kriechende Pflanze mit dunkelgrünen, glänzenden Blättern, die ledrig und leicht oval geformt sind. Die fünfzähligen Blüten erscheinen in einem sanften Violettblau, manchmal auch in Weiß, meist ab März bis weit in den Herbst hinein.
Die Blätter stehen gegenständig am Stängel, der sich bodennah ausbreitet. Sie bevorzugt halbschattige bis schattige Plätze mit humosem, feuchtem Boden, kommt aber auch mit Trockenheit gut zurecht, sobald sie eingewachsen ist.
Kleines oder Großes Immergrün?
Das Kleine Immergrün (Vinca minor) und das Große Immergrün (Vinca major) im Bild unten sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich. Beide tragen violette Blüten und immergrüne Blätter. Doch es gibt deutliche Unterschiede: Das Große Immergrün hat größere, weichere Blätter und kräftigere Triebe. Auch die Blüten sind auffälliger und blühen meist etwas früher. Es wächst schneller, braucht aber mehr Platz und ist weniger winterhart. Das Kleine Immergrün dagegen ist kompakter, robuster und besser für schattige Flächen im mitteleuropäischen Klima geeignet.
Anbautipps für Immergrün
Im Garten ist das Immergrün ein beliebter Bodendecker. Es bleibt das ganze Jahr über grün, unterdrückt zuverlässig unerwünschtes “Unkraut” und benötigt kaum Pflege. Zudem bieten die kleinen Blüten frühen Insekten eine wertvolle Nektarquelle.
Die Pflanze breitet sich über ihre langen, biegsamen Triebe von selbst aus, indem sie an den Knoten neue Wurzeln bilden. So entstehen mit der Zeit dichte, grüne Teppiche. Das ist perfekt für schwierige Ecken im Garten, zum Beispiel unter Bäumen oder an schattigen Mauern. Der Boden sollte humos und leicht feucht sein, aber auch Trockenheit wird nach der Einwurzelung gut vertragen. Volle Mittagssonne mag das Immergrün allerdings nicht so gern.
Du kannst es ganz leicht vermehren: Einfach einen Ableger abtrennen und an neuer Stelle einpflanzen – oft wächst er schon nach kurzer Zeit an. Ein kleiner Rückschnitt im Frühjahr fördert den dichten Wuchs. Und düngen musst du auch kaum: Eine Handvoll Kompost im Frühling reicht völlig aus.
Hast du Immergrün schon im Garten verwendet? Dann teile deine Erfahrung mit uns!
- Lehrbuch der biologischen Heilmittel – Band 3 – von Gerhard Madaus, 1976, Seite 2815 ↩︎
- BfArM – Startseite – Liste der Monographien der Kommission E (Phytotherapie), die im Bundesanzeiger veröffentlicht sind (o. D.). BFARMWEB. ↩︎
- Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Karl Hiller, Matthias F. Melzig, Spektrum Verlag, ↩︎
- Das große Buch der Heilpflanzen: Gesund durch die Heilkräfte der Natur, Mannfried Pahlow, Ausgabe von 2013 ↩︎
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Bodendecker mit violetten Blüten und immergrünen Blättern
- Lateinischer Name
- Vinca minor
- Andere Namen
- Kleines Immergrün, Jungfernkraut
- Familie
- Hundsgiftgewächse (Apocynaceae)
- Erntemonate
- Mrz - Okt
- Blattform
- oval
- Blütenfarbe
- blau, violett
- Fundorte
- Wälder, Gärten, Friedhöfe, Mauerränder
- Verwechslungsgefahr
- Mit Vinca major (größeres Immergrün), ähnliche Giftpflanzen
- Giftigkeit
- giftig
- Hinweise zur Giftigkeit
- Nicht verzehren, für Kinder unzugänglich halten
- Warnungen
- In größeren Mengen giftig
- Inhaltsstoffe
- Alkaloide
- Eigenschaften
- durchblutungsfördernd, wundheilend
- Hilft bei
- Demenz, Durchblutungsstörungen, Hautentzündungen, Konzentrationsstörungen
- Erkennung / Sammeltipps
- Kriechende Ranken, violette Blüten, glänzende Blätter
- Anbau
- Pflegeleicht, schattige Standorte, gute Bodendeckung