Fette Henne
Wenn du auf der Suche nach einer Pflanze bist, die kaum Pflege braucht, dabei wunderschön aussieht und sogar essbar ist, dann wirst du die Fette Henne lieben. Die Staude gehört zu den Dickblattgewächsen und speichert Wasser in ihren fleischigen Blättern – das macht sie extrem widerstandsfähig. Ihr Name klingt zwar etwas verspielt, doch hinter der „Fetten Henne“ verbirgt sich eine alte Heilpflanze mit überraschendem Potenzial. Ihre heilende Wirkung wird schon seit Jahrhunderten geschätzt, vor allem bei Hautproblemen, aber auch zur Stärkung des Immunsystems.
Herkunft, Geschichte und traditionelle Anwendung
Die Fette Henne ist in ganz Europa heimisch und gedeiht auf kargen Böden, an Waldrändern, auf Trockenwiesen und in Mauerritzen. Bereits Paracelsus versichert, dass er eine Geschwulst durch die fette Henne habe heilen sehen, die man, frisch ausgerissen, auf den Geschwulst legte.1 In der Volksheilkunde wurde ihr Pflanzensaft äußerlich bei Hautleiden, Insektenstichen oder Warzen verwendet.2 Innerlich diente sie als mildes Abführmittel oder zur Anregung der Verdauung.
Heute wird sie vor allem als Zierpflanze geschätzt, doch nach und nach entdeckt man auch ihre inneren Werte wieder.
In der Ernährung
Auch wenn sie selten in Kochbüchern auftaucht, kannst du die Fette Henne wunderbar in der Küche verwenden. Ihre jungen, saftigen Blätter haben einen mild-säuerlichen Geschmack, der an Sauerampfer erinnert. Sie eignen sich hervorragend für Salate, Smoothies oder als frische Beilage zu herzhaften Gerichten.3
Die essbaren Pflanzenteile sind die jungen Triebspitzen und Blätter. Ernte sie möglichst vor der Blüte, da sie dann am zartesten sind. Auch die Blüten kannst du essen, sie machen sich hübsch auf Salaten oder als essbare Deko.
Die Fette Henne enthält Vitamin C, verschiedene Mineralstoffe und vor allem viel Wasser – das macht sie besonders erfrischend.
Hinweis: Nur Sedum telephium, Sedum rupestre oder Sedum reflexum gelten als essbar – und auch hier nur in kleinen Mengen und von gesunden Personen. Sedum acre (Scharfe Fetthenne) ist giftig und nicht essbar!
Heilende Anwendungen
Die Fette Henne ist zwar nicht so bekannt wie Kamille oder Ringelblume, hat aber erstaunliche heilende Kräfte bei äußerlicher Anwendung. Sie wirkt entzündungshemmend, wundheilend und leicht antibakteriell.4
Besonders bewährt hat sich der frische Pflanzensaft bei leichten Verbrennungen, Sonnenbrand, Insektenstichen oder kleineren Wunden. Auch bei Warzen oder Hühneraugen wird die Pflanze traditionell eingesetzt – dazu einfach ein frisches Blatt auf die betroffene Stelle legen und mit einem Pflaster fixieren.
In der Volksheilkunde wird sie gelegentlich auch innerlich angewendet. Sie soll leicht abführend und verdauungsfördernd wirken.
Wichtig: Nicht in großen Mengen roh verzehren, da die enthaltenen Bitterstoffe bei empfindlichen Personen zu Magenreizungen führen können. Schwangere und Stillende sollten auf innerliche Anwendungen verzichten.
Kosmetische Anwendungen, im Haushalt und Garten
Besonders in der Hautpflege kann die Fette Henne glänzen. Ihr Saft wirkt ähnlich wie Aloe Vera: kühlend, beruhigend und feuchtigkeitsspendend. Bei gereizter oder trockener Haut kannst du ein frisches Blatt aufschneiden und das Gel direkt auftragen. Auch als Zusatz in selbstgemachter Salbe oder Creme eignet sich der Pflanzensaft hervorragend.
Für eine einfache Gesichtsmaske zerdrücke einige Blätter mit etwas Joghurt – das beruhigt gerötete Haut und spendet Feuchtigkeit. Eine Tinktur aus den Blättern hilft bei kleinen Hautverletzungen und Pickeln.
Aussehen und Erkennungsmerkmale

Die Fette Henne ist leicht zu erkennen, wenn du weißt, worauf du achten musst. Ihre dickfleischigen Blätter und die aufrechte Wuchsform sind typisch für sukkulente Pflanzen.
Erkennungsmerkmale:
- Blätter: dick, fleischig, wechselständig, eiförmig, oft rötlich überlaufen
- Stängel: aufrecht, kräftig, meist leicht rötlich gefärbt
- Blüten: rosa bis purpur, in dichten Dolden, etwa ab Juli bis September
- Wuchsform: horstbildend, 30–60 cm hoch
- Besonderheit: speichert Wasser in den Blättern, übersteht Trockenperioden gut
Verwechslung ist möglich mit anderen Sedum-Arten – einige davon (z. B. scharfer Mauerpfeffer) sind leicht giftig. Achte auf die milde Geschmacksprobe: Die Fette Henne schmeckt angenehm säuerlich, nicht scharf oder bitter.
Sie wächst gern an sonnigen, trockenen Standorten, oft auf kalkhaltigen Böden. Du findest sie an Wegrändern, Böschungen oder in Gärten. Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Sammle am besten am Vormittag, wenn die Pflanze trocken ist.
Bedingungen für kultivierten Anbau
Die Fette Henne ist ideal für Gartenneulinge – sie verzeiht fast alles. Du kannst sie im Beet oder im Topf ziehen, auf dem Balkon oder im Steingarten. Wichtig ist ein sonniger Standort und gut durchlässiger, eher magerer Boden. Staunässe verträgt sie nicht.
Sie braucht kaum Dünger und keinen regelmäßigen Schnitt. Vermehre sie einfach durch Teilung oder Stecklinge. Die Erntezeit ist von Frühjahr bis zur Blüte. Selbst im Winter bleibt sie attraktiv, wenn ihre Blütenstände frostüberhaucht sind.
- Genlis.(1813). Die Botanik der Geschichte und Litteratur, oder, Die Pflanzen in ihren mythologischen, religiösen, bürgerlichen, sinnbildlichen, abergläubischen, sprüchwörtlichen, literarischen, ästhetischen, und geschichtlichen Beziehungen, Teile 1-2 ↩︎
- Governa, P. (2016). SEDUM TELEPHIUM L.: FROM TRADITIONAL USE TO PHARMACOLOGICAL RESEARCH. Unisi. ↩︎
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen: 2000 Pflanzen Mitteleuropas von Steffen Guido Fleischhauer, Roland Spiegelberger und Jürgen Guthmann. AT Verlag. (2013) ↩︎
- Wang, B., Ge, Z., Qiu, J., Luan, S., Hao, X. & Zhao, Y. (2024). Sedum aizoon L.: a review of its history, traditional uses, nutritional value, botany, phytochemistry, pharmacology, toxicology, and quality control. Frontiers in Pharmacology. ↩︎
Steckbrief
- Kurzbeschreibung
- Sukkulente Staude mit dicken Blättern und rosa Doldenblüten
- Lateinischer Name
- Sedum telephium (bzw. Hylotelephium telephium)
- Andere Namen
- Große Fetthenne, Tripmadam
- Familie
- Dickblattgewächse (Crassulaceae)
- Erntemonate
- Mai - Aug
- Verwendbare Pflanzenteile
- Blätter, Blüten
- Blattform
- eiförmig
- Blütenfarbe
- rosa
- Fundorte
- Trockenwiesen, Böschungen, Waldränder, Gärten
- Verwechslungsgefahr
- mit scharfem Mauerpfeffer (Sedum acre) – dieser schmeckt scharf und ist giftig
- Giftigkeit
- ungiftig
- Hinweise zur Giftigkeit
- Ungiftig, in großen Mengen leicht reizend
- Warnungen
- Nicht in großen Mengen roh verzehren, nicht für Schwangere zur innerlichen Anwendung
- Inhaltsstoffe
- Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Schleimstoffe
- Eigenschaften
- entzündungshemmend, kühlend, wundheilend
- Hilft bei
- Brandwunden, Hautentzündungen, Hautkrankheiten, Insektenstiche, Sonnenbrand, Warzen, Wunden, Wundheilung
- Erkennung / Sammeltipps
- Fleischige Blätter, milder Geschmack, rosa Blüten von Juli–September
- Anbau
- Anspruchslos, sonnig, magerer Boden, gut für Balkon und Garten










Ich habe die Fette Henne auch schon länger im Garten und schätze sie vor allem für ihre Robustheit. Gerade jetzt im November, wo vieles andere schon verblüht ist, setzen die vertrockneten Blütenstände noch schöne Akzente. Die Tipps zur Nutzung in der Küche werde ich im nächsten Frühjahr auf jeden Fall mal ausprobieren.