Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose ist eine giftige, heimische Pflanze. Informationen zu Inhaltsstoffen, Wirkung und kulturelle Bedeutung.

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist eine faszinierende, heimische Pflanze, die im Spätsommer bis Herbst ihre zarten rosa‑violetten Blüten aus der Erde schiebt – und das ganz ohne sichtbares Laub. Sie ist stark giftig und erinnert uns, welche große Gefahr, aber auch Heilkraft unsere Natur hervorbringen kann. In der Volksheilkunde und früheren Arzneimittellehre wurde sie vor allem bei Beschwerden wie Gicht oder Gelenkschmerzen eingesetzt – heute jedoch erfolgt die Einnahme nur unter ärztlicher Kontrolle aufgrund hoher Risiken.

Hinweis: Die Herbstzeitlose zählt zu den stark giftigen Pflanzen. Keine der Pflanzenteile sind essbar und sie sollte nicht wie Kräuter oder Wildpflanzen gesammelt und verwendet werden. Jede Form von Genuss oder Küchenanwendung ist aufgrund der enthaltenen Alkaloide gefährlich.

Herkunft, Geschichte, kulturelle Bedeutung

Die Herbstzeitlose ist in Europa weit verbreitet. Sie kommt in Mitteleuropa, West‑ und Südeuropa vor und wächst wild etwa auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen. Der botanische Gattungsname Colchicum verweist auf die antike Landschaft Kolchis (im heutigen Georgien). Eine Region, die in der Mythologie für ihre Heilpflanzen bekannt ist und in der die Giftmischerin Medea gewohnt haben soll. 1

Im Frühjahr bildet die Herbstzeitlose ihre Blätter und wird gelegentlich mit dem Bärlauch verwechselt. Schon im Mai verwelken sie jedoch. Die Energie der Photosyntese speichern sie monatelang in der Knolle, bis im Herbst dann die Blüten nackt, also ohne Blätter das Auge erfreuen. Diese Schönheit – bar jeder Verhüllung – trug ihr den derben Namen „nackte Jungfer“ ein. Gelegentlich wurden damals Frauen, die in der Gemeinschaft eher freizügig gesehen wurden, mit Herbstzeitlosenblüten am Weg zu Brunnen bedacht. Ein fragwürdiges Geschenk, das heutzutage befremdlich wirkt.

Noch heute macht ihre auffällige Herbstblüte – während andere Pflanzen schon verblüht sind – sie zu einem besonderen Symbol für „Zeitlosigkeit“ oder „außer der Zeit“ („zeit‑los“) und damit auch zu einer Pflanze, die mit Übergängen, Tod und Wiederkehr in Verbindung gebracht wurde.

Heilende Anwendungen

Die Herbstzeitlose enthält in allen Pflanzenteilen das Alkaloid Colchicin, das zu den starken Zellteilungs‑Hemmern zählt. In der Medizin wird Colchicin heute noch zur Behandlung bestimmter Erkrankungen wie einer akuten Gichtattacke verwendet. Zudem weisen erste Studien darauf hin, dass das Colchicin bei Therapien gegen Herz-Kreislauf-Erkankungen und Covid-19 unterstützend wirken kann.2 Allerdings nur als gereinigter Wirkstoff in verschreibungspflichtigen Präparaten.

Gefahren, Kontraindikationen

Alle Teile der Pflanze sind hochgiftig. Symptome einer Vergiftung können verzögert auftreten (oft erst nach zwei bis sechs Stunden), zunächst mit Brennen im Mund, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kreislaufproblemen bis hin zu Atemlähmung oder Nierenversagen. Auch Tiere sind gefährdet. Selbst durch Heu mit Herbstzeitlosen‑Anteilen kann Gift in Milch übergehen.

Kosmetische Anwendungen, Garten und Haushalt

In der kosmetischen Nutzung oder im Haushalt spielt die Herbstzeitlose kaum eine Rolle – dies liegt sowohl an ihrer Giftigkeit als auch an der geringen gebräuchlichen Anwendung. Dennoch wurde sie in früheren Zeiten gelegentlich volkstümlich eingesetzt: So stellte man in Oberösterreich ein Lausmittel her, indem man die zerkleinerte Knolle der Herbstzeitlose zusammen mit Zwiebeln verarbeitete. Diese Mischung sollte Kopfläuse vertreiben. Aus heutiger Sicht ist große Vorsicht geboten.

In der modernen Gartenpraxis kann die Herbstzeitlose hingegen mit ihrer späten Blütezeit punkten. Ihre zarten, violetten Blüten setzen in Wildblumenwiesen oder zwischen locker stehenden Gehölzen einen stimmungsvollen Akzent. Besonders, wenn der Garten auf natürliche Strukturen setzt.

Aussehen und Erkennungsmerkmale

Die Herbstzeitlose ist eine giftige, heimische Pflanze. Informationen zu Inhaltsstoffen, Wirkung und kulturelle Bedeutung.

Die Herbstzeitlose ist eine Knollenpflanze, die zwei sehr unterschiedliche Erscheinungsformen im Jahresverlauf besitzt – im Herbst blüht sie mit kaum Blattmasse, im Frühjahr zeigt sie ihre Blätter, aber keine Blüten. Zu der Zeit wird sie leider häufig mit dem beliebten Bärlauch verwechselt. (So erkennst du giftige Doppelgänger vom Bärlauch) Das kann zu Vergiftungen bis hin zum Tod führen. Höchste Vorsicht ist also geboten.

  • Wuchsform: Ausdauernde krautige Pflanze (Geophyt) mit unterirdischer Sprossknolle.
  • Höhe: Blüten erreichen etwa 10 – 30 cm Höhe.
  • Blätter: Im Frühjahr erscheinen dickliche, lanzettliche Blätter bis ca. 35–40 cm lang. Sie wachsen ohne Stiel aus der Knolle.
  • Blüte: Zwischen August und Oktober erscheinen die trichter‑ oder kelchförmigen Blüten, meist rosa bis violett, manchmal weiß. Sie sitzen meist blattlos auf einem kurzen Stiel bzw. direkt aus der Erde.
  • Knolle: Unterirdisch die Sprossknolle, braunschuppig, ca. 2,5‑5 cm Durchmesser, Länger bis ca. 7 cm.
  • Standort: Feuchte, nährstoffreiche Wiesen, Lehm‑ oder Tonböden; manchmal Waldrandbereiche.
  • Blütezeit: August bis Oktober. Fruchtbildung erfolgt dann im Frühjahr.

Bedingungen für kultivierten Anbau

Wenn du die Herbstzeitlose zur reinen Zierde im Garten pflanzen möchtest, hier einige Tipps:
Sie bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort mit gut durchlässigem Boden. Staunässe sollte vermieden werden. Der Boden darf gern lehmig oder tonhaltig sein – wie in ihrem natürlichen Lebensraum. Die Pflanzung erfolgt typischerweise im Frühjahr oder Sommer, damit die Knollen bis zur Herbstblüte gut etabliert sind. Im Garten kannst du sie einzeln oder in Gruppen pflanzen, z. B. in einer Wildblumenwiese oder unter lichten Gehölzen. Sie ist relativ pflegeleicht, da sie im Sommer ruhend ist und im Herbst wieder erscheint.

  1. Heilpflanzenpraxis heute – Arzneipflanzenporträts (2021) KIM – Fachbuch – Urban & Fischer Verlag. ↩︎
  2. Surma, S., Basiak, M., Romańczyk, M., Filipiak, K. J. & Okopień, B. (2021). Colchicine — From rheumatology to the new kid on the block: Coronary syndromes and COVID-19. Cardiology Journal. ↩︎

Steckbrief

Kurzbeschreibung
Knollenpflanze mit Frühjahrsblättern und Herbstblüten; rosa‑violette Blütezeit August–Oktober.
Lateinischer Name
Colchicum autumnale
Andere Namen
Herbst‑Zeitlose, Hennegift, Giftkrokus, Butterwecken
Familie
Colchicaceae (Zeitlosengewächse)
Erntemonate
Mrz - Apr, Aug - Okt
Blattform
lanzettlich
Blütenfarbe
rosa, violett
Fundorte
Feuchte, nährstoffreiche Wiesen, Lehm‑/Tonböden in Mitteleuropa
Verwechslungsgefahr
Blätter im Frühjahr können mit Bärlauch verwechselt werden; Blüte ähnelt Krokus.
Giftigkeit
giftig
Hinweise zur Giftigkeit
Hochgiftig für Menschen und Tiere – enthält Colchicin in allen Pflanzenteilen.
Warnungen
Bereits kleine Mengen können ernsthafte Vergiftungen verursachen – keine Anwendung im Selbstversuch.
Erkennung / Sammeltipps
Herbstblüte ohne Blätter, Frühjahr Blätter ohne Blüte; Standorttyp erkennen; Verwechslungsgefahr berücksichtigen.
Anbau
Sonnig‑halbschattig, gut durchlässiger Boden, Pflanzung im Frühjahr/sommerlich; keine Staunässe.

Über mich

Seit einigen Jahren widme ich mich leidenschaftlich der Heilkräuterkunde. Ich experimentiere mit verschiedenen Methoden, um ihre Kräfte zu nutzen: von Räucherungen und Tees bis hin zu Salben und Ölauszügen. Meine Erfahrungen teile ich hier gerne mit dir und freue mich auf dein Feedback, um jeden Tag etwas Neues zu lernen.

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